taz-Chefinnenredaktion sagt „Danke“ : Ein großer Schritt in die Zukunft
Der Medienmarkt wandelt sich, ebenso die politische Landschaft. Die taz-Chefinnenredaktion blickt zurück auf das vergangene Jahr und voraus auf das nächste.
Aus der taz | Haben Sie noch im Kopf, wie das Jahr 2024 begann? Etwa drei Millionen Menschen in ganz Deutschland besetzten für die Demokratie die Straße. Hoffnung – oder zumindest ein starkes Gefühl von Zusammenhalt – machte sich breit.
Die taz sammelte alle Demonstrationsdaten, dokumentierte, wie viele Menschen an wie vielen Orten für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus einstanden. Es waren nicht nur nach unserer Zählung insgesamt so viele Menschen auf den Straßen wie noch nie in Deutschland.
Im Herbst folgte dann die Ernüchterung. In Thüringen wurde die AfD bei der Landtagswahl stärkste Kraft, in Sachsen und Brandenburg verfehlte sie dieses Ziel nur knapp.
Viele waren mit dem Verdauen – oder Verdrängen? – der Ergebnisse noch beschäftigt, da wurde in den USA erneut Donald Trump zum Präsidenten gewählt, der anstatt einer Brandmauer gegen rechts lieber eine physische Mauer gegen Zuwanderung aufzieht und Rechtsextreme umarmt statt auszugrenzen. Und unmittelbar darauf folgte das Ampel-Aus.
Niemand liebte diese Koalition, aber immerhin enthielt sie progressive Anteile. Mit Blick auf den Beginn von 2025 zerbröseln diese Anteile allerdings weitgehend. Die CDU, die aktuell in Umfragen eindeutig führt, formuliert etwa in ihrem Wahlprogramm kurz und konkret: „Paragraf 218 bleibt“.
Das ist der Paragraf, der Schwangerschaftsabbruch unter Strafe stellt. Sie als treue taz-Leser*innen wissen das natürlich – wir plädieren seit über 45 Jahren für dessen Abschaffung.
2025 mit progressivem Ende?
Das Jahr 2025 sieht jedenfalls bisher nicht besonders gut aus – aber vielleicht lässt sich die Bewegung von Plus zu Minus, die wir dieses Jahr verzeichnen mussten, im kommenden Jahr umkehren! Wenn das Jahr 2025 erwartbar rechtskonservativ beginnt – dann könnte es doch umso progressiver enden!
Erinnern Sie sich an 2017, als Donald Trump das erste Mal in den USA das Präsidentenamt antrat und Hunderttausende Frauen mit rosa Pussyhats die Straßen rund um das Kapitol flankierten.
Erinnern Sie sich, als Sebastian Kurz im selben Jahr in Österreich eine rechtsnationalkonservative Regierung aus ÖVP und FPÖ formte – und Monika Salzer die Gruppe „Omas gegen rechts“ gründete, die mittlerweile in hoher Zahl auch in Deutschland gegen den Faschismus kämpft?
Die Jahre wie das Leben verlaufen nicht geradlinig. Auf jeden Rückschlag folgen wieder Erfolge. Als Medium ist es unsere Aufgabe, so präzise wie möglich auf diese Welt zu schauen und über die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse so konkret wie möglich zu berichten.
Das Medium Zeitung reformieren
Und wir sehen es als unsere Aufgabe, denjenigen eine Stimme zu geben, die sonst nicht gehört werden – das werden im nächsten Jahr wie so oft die linken, progressiven Stimmen sein. Wir wollen sie hören, und wir vertrauen darauf, dass wir sie hören werden.
Mit Ihrer stabilen Unterstützung – ob als taz zahl ich-Unterstützer*in, Abonnent*in oder Genoss*in – können wir den Journalismus machen, den Sie so sehr schätzen. Als Medienhaus stehen wir im Jahr 2025 vor einem enormen Wechsel.
Mit dem 20. Oktober 2025 erscheint die taz täglich als ePaper und online auf unserer Website und einmal in der Woche gedruckt als wochentaz. Der Schritt ist wirklich groß und flößt uns in der Redaktion größten Respekt ein. Aber wir sind auch stolz.
Alle Verlage in Deutschland stehen vor der historischen Aufgabe, das Medium Zeitung grundlegend zu reformieren. Wir erleben jeden Tag, wie die tägliche Zustellung einer gedruckten Zeitung zur Zumutung wird – für uns logistisch und für Sie als Leser*innen, weil das Blatt eben viel zu oft auch nicht ankommt.
Lesegewohnheiten und damit Abonnements verschieben sich, Anzeigenerlöse sinken aufgrund der wirtschaftlichen Lage. Andere Medienhäuser entlassen viele Mitarbeitende, schließen Standorte. Wir nicht.
Was ist die Seitenwende und warum machen wir das? Unser Info-Portal liefert ihnen weitere Hintergründe, Einblicke und Ausblicke: taz.de/seitenwende
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