taz🐾sachen: Kein kolonialer Blick nach Osten
Am Montag nahm die Redaktion der taz Ost in Dresden ihre Arbeit auf: Mit zunächst acht KollegInnen sind wir bis zum 3. September vor Ort, um über die Landtagswahlen zu berichten.
Wir wollen verstehen, was hier passiert, schrieb die in Rostock geborene und aufgewachsene taz-Reporterin Christina Schmidt auf Twitter. Und war sogleich mittendrin im Kampf um die Deutungshoheit über den Osten: „Koloniales Wording“ wurde ihr in den sozialen Medien vorgeworfen. Denn so selbstverständlich es sonst ist, dass ReporterInnen sich an den Ort des Geschehens begeben – geht es um die Ost-Länder, heißt es oft nicht zu Unrecht, diese würden nur durch die Brille des Westens betrachtet.
Twitter-NutzerInnen fragten nach, wie viele der tazlerInnen in Dresden denn „aus dem Osten“ seien. Wir finden die verschiedenen Perspektiven wichtig: Jene von Menschen, die in Sachsen geboren sind, und jene von Menschen, die aus Berlin, Schwaben oder Syrien stammen und auf die politische Entwicklung hier schauen. Die Antwort sei hier deshalb verraten: Genau die Hälfte der KollegInnen in Dresden ist in den ostdeutschen Bundesländern aufgewachsen.
Die Wahlen in Sachsen und Brandenburg verfolgt die taz bis zum 3. September mit einer Redaktion in Dresden. Alle Texte: taz.de/tazost
Für eine große Überraschung hatte kürzlich der sächsische Landeswahlausschuss gesorgt, als er die Liste der sächsischen AfD wegen Formfehlern zusammenstrich. Landeswahlleiterin Carolin Schreck wird seither bedroht. Jean-Philipp Baeck stellt Schreck auf Seite 6 vor. Am Montagabend eröffnete CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer in Arnsdorf nahe Bautzen seinen Wahlkampf. Kretschmer hatte zuvor einen reichlich missglückten Facebook-Post seiner Partei verteidigt: Die sächsische Union hatte unter ein Foto des 1945 zerbombten Dresdens und ein Bild aus Görlitz von 1990 geschrieben „Sozialismus hat nur für Leid gesorgt. Egal ob ‚national‘ oder ‚real existierend‘.“ Die CDU spielte darauf an, dass die Linke in Sachsen für einen „demokratischen Sozialismus“ wirbt – und setzte dabei NS-Regime und DDR gleich. „Die beiden Bilder zeigen, wohin sozialistische Experimente geführt haben“, sagte Kretschmer – und erntete harsche Kritik für dieses Geschichtsbild. Ob er in Arnsdorf darauf eingegangen ist, lesen Sie im Bericht unseres Korrespondenten Michael Bartsch auf taz.de. Christian Jakob
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