taff-Moderator zeigt Syrien-Solidarität: Alles, aber nicht Aleppo
Daniel Aminati macht in seiner Sendung auf den Krieg in Syrien aufmerksam. Tausenden gefällt das. Es geht um ein T-Shirt. Und um den „guten Zweck“.
Die letzte Sequenz der ProSieben-Boulevardsendung „taff“ gehört der Produktplatzierung: „Unsere Moderatoren wurden ausgestattet von …“ Am Freitag nutzte Moderator Daniel Aminati sie, um auf etwas andere Weise zu werben: „Ich bin nur ein kleiner Moderator einer bunten und oft heiteren Boulevardsendung, aber ich weigere mich, so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung. Nichts ist in Ordnung, wenn wir nicht begreifen, dass uns alle mehr vereint, als uns trennt“, sagte Aminati und tauschte sein Hemd gegen ein „Je suis Aleppo“-Shirt. „Wir haben das ganz große Glück, dass bei uns keine Bomben fliegen und unzählige Menschen auf grausame Weise sterben, ganze Familien auseinandergerissen werden.“ Rund 50.000 Menschen auf Facebook gefällt das.
Dass Aminatis Worte eher abstrakt sind und man die Solidarität mit den Menschen in Syrien irgendwo zwischen den Zeilen finden muss – geschenkt. Der gute Wille zählt.
Dass der „Aleppo“-Schriftzug aussieht, als wäre er mit Blut geschrieben worden – Geschmackssache. Es sterben Menschen in Syrien, da darf man nicht so zimperlich sein.
Dass das mit den Anschlägen in Frankreich verbundene „Je suis“ nicht viel mit den aktuellen russischen und syrischen Regierungsangriffen auf Ost-Aleppo gemein hat, da der „Islamische Staat“ sich bereits 2014 aus der Stadt zurückgezogen hat – Haarspalterei! Es geht halt, wie Aminati sagt, darum, dass uns alle mehr vereint als uns trennt.
Auf Facebook verlinkt der Moderator das produzierende T-Shirt-Label CVLZD – für den guten Zweck. Im Webshop steht „Je suis Aleppo“ neben kecken Shirtsprüchen wie „Das Leben ist kein Pornohof“: Erlöse aus dem Verkauf gehen an die Til Schweiger Foundation. Die unterstützt unter anderem eine Kinderbetreuung in der Erstaufnahmeeinrichtung Osnabrück, tanzende SchülerInnen in Hamburg, das Sommerfest des Jugendhilfeverbunds Potsdam. Alles toll. Aber alles leider nicht Aleppo.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Paragraf 218 im Rechtsausschuss
CDU gegen Selbstbestimmung von Frauen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
FDP stellt Wahlkampf Kampagne vor
Lindner ist das Gesicht des fulminanten Scheiterns
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen
Sednaya Gefängnis in Syrien
Sednaya, Syriens schlimmste Folterstätte
Syrische Geflüchtete in Deutschland
Asylrecht und Ordnungsrufe