specht der woche: Was wäre ich ohne das Grips-Theater
Christian Specht, Jahrgang 1969, ist politisch engagiert und setzt sich für mehr Mitwirkungsmöglichkeiten von Menschen mit Beeinträchtigung in den Medien ein. Seit 2017 ist er der erste Mensch mit Beeinträchtigung im Vorstand der Lebenshilfe Berlin. Wenn er möchte, zeichnet er uns den „Specht der Woche“
Das Grips-Theater will ein neues Theater bauen, weil das alte einfach nicht mehr ausreicht. So sehr mögen die Kinder und Jugendlichen es. Weil ein neues Theater aber teuer ist, haben sie jetzt eine Kampagne gestartet und überall in Berlin Plakate aufgehängt. Ich finde die Idee gut und kann die Grips-Forderung nur unterstützen. Ich gehe gerne hin und habe sogar noch einen Gutschein zu Hause. Meine Lehrerin kannte den damaligen Leiter des Theaters, und dadurch sind wir als Schulklasse auch kostenlos reingekommen. Wir haben ein Stück über Gastarbeiter angesehen oder auch „Eine linke Geschichte“, wo es um die Studentenbewegung und den Deutschen Herbst geht. Ein Flugblatt aus dem Stück habe ich immer noch zu Hause.
Das Grips-Theater ist sozialkritisch. Deswegen wollte die CDU es in den 1980ern auch weghaben. Das hat zum Glück nicht funktioniert. Die Stücke sind wichtig – auch wenn manche nicht für Kinder geeignet sind, sondern eher für Jugendliche und Erwachsene. „Ab heute heißt Du Sara“ hat mich zum Beispiel sehr mitgenommen. Da geht es um ein jüdisches Mädchen im Nationalsozialismus.
Das Grips-Theater ist spannend und tut was für die Kinder und Jugendlichen. Es hat auch Extraangebote für Schulen. Das ist wichtig! Wenn es so was nicht geben würde, würde es mit unserer Gesellschaft nicht toll enden. Ich kannte all das gar nicht als Kind. Wenn meine Lehrerin nicht mit mir ins Grips-Theater gegangen wäre, ich weiß wirklich nicht, was dann aus mir geworden wäre. Protokoll: Johannes Drosdowski
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