piwik no script img

specht der wocheNachruf auf Peter Grottian

Foto: Peter Grottian Foto: Reiner Zensen/imago

Christian Specht, Jahrgang 1969, ist politisch engagiert und setzt sich für mehr Mitwirkungsmöglichkeiten von Menschen mit Beeinträchtigung in den Medien ein. Seit 2017 ist er der erste Mensch mit Beeinträchtigung im Vorstand der Lebenshilfe. Wenn er möchte, zeichnet er uns den „Specht der Woche“.

Peter Grottian habe ich 1989 beim „UniMut“-Streik kennengelernt. Das war ein großer Streik für mehr Mitbestimmung an den Hochschulen. Grottian hat damals am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin gearbeitet. Zunächst war er gegen den Streik. Er fand das nicht gut, weil die Studenten sein Seminar gesprengt haben. In der Zeit danach aber hat er sich sehr verändert, und bei den Streiks, die danach kamen, hat er die Studenten unterstützt.

Grottian hat den Berliner Bankenskandal unter Klaus-Rüdiger Landowsky mit aufgedeckt. Auch im Abgeordnetenhaus gab es damals Protest. Die haben Geld von der Tribüne geworfen und es gab Tumult. Da hat Grottian Hausverbot im Abgeordnetenhaus bekommen. Das hat mich sauer gemacht, das geht doch nicht.

Grottian hat sich auch dafür eingesetzt, dass sich die Polizei am 1. Mai aus Kreuzberg zurückzieht, und er hat das Berliner Sozialforum mitbegründet. Als Grottian einmal im Urlaub war, hat er einen Anruf bekommen. Der Spiegel hatte aufgedeckt, dass das Sozialforum vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Die Grünen haben dann im Abgeordnetenhaus eine Anfrage gestellt und Innensenator Körting aufgefordert, die Namen der Beobachteten offenzulegen. Ich stand auch auf der Liste. Grottian hat dann einen Deal mit Körting gemacht: Der Senator zieht seine Leute zurück und es passiert nichts weiter. Grottian wollte nicht den Namen des Spitzels öffentlich machen. Die Interim, eine tradi­­tionsreiche autonome Zeitschrift, hat aber schließlich doch den Namen veröffentlicht. Ich habe dann im Sozialforum dafür geworben, mit diesem Menschen persönlich zu sprechen. Auch Grottian wollte das, aber die Leute im Sozialforum wollten das nicht.

In den letzten Jahren haben Grottian und ich immer wieder mal darüber gesprochen, dass man an den Unis wieder was anzetteln sollte. Die letzten Streiks waren nämlich immer sehr kurz. An der FU waren die Leute damals ganz anders drauf, aktiver. Ich bin dafür, dass eine Gedenktafel am OSI angebracht wird. Das hat Grottian verdient.

Ich denke, so jemanden wie Peter Grottian findet man nicht noch mal. Protokoll: Stefan Hunglinger

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen