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religionsunterrichtVergleich durch Vergleich

Das ist eine gute Zeit für das Bundesverfassungsgericht: Zuerst die clevere Entscheidung zum Schächten, bei der die tiermedizinisch nicht zu lösende Frage ausgeklammert wurde, wie stark die Tiere leiden. Dann die kluge Vermittlung beim Airbus-Streit in dieser Woche, bei der sich Regierung wie Opposition als Sieger darstellen konnten. Schließlich der Vergleichsvorschlag, der den Streit um das Brandenburger Lehrfach „Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde“ (LER) schlichten sollte und dem die entscheidenden Parteien nun zugestimmt haben: Ein zehnjähriger Konflikt steht vor dem Ende.

Kommentarvon PHILIPP GESSLER

Und wie bei der Airbus-Vermittlung führte zum Erfolg, dass Karlsruhe einen Vergleich vorschlug, der in seiner Ausgewogenheit überzeugte: Er ermöglichte es den jahrelang zerstrittenen Parteien, das Gesicht zu wahren. Der Regierung Stolpe wurde nicht bescheinigt, dass sie ihre Schülerinnen und Schüler einem verfassungswidrigen Schulprojekt ausgesetzt hat. Im Gegenteil wurde das Experiment LER als Pflichtfach bestätigt. Gleichzeitig aber wurde der Religionsunterricht aufgewertet und de facto ein Wahlpflichtbereich „LER-Religion“ geschaffen – also die Forderung der Kirche, der klagenden Eltern und der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag erfüllt.

Hat die Einigung Wirkung über die Mark Brandenburg hinaus? Es ist davon auszugehen, dass nun auch im letzten Bundesland ohne staatlich geregelten Werte-Unterricht, nämlich in Berlin, der Druck zunimmt, dem bundesrepublikanischen Standard und der Vorgabe des Grundgesetzes gerecht zu werden. Allerdings ist angesichts der rot-roten Koalition in der Hauptstadt wohl erst bei einer Fusion von Berlin und Brandenburg mit einem werteorientierten Unterricht zu rechnen. Also frühestens am Ende des Jahrzehnts.

Bis dahin werden die Kirchen endlich unter gleichen Wettbewerbsbedingungen beweisen müssen, was ihr Religionsunterricht wert ist. Sie werden zeigen müssen, dass ihr Angebot die Schüler tatsächlich interessiert. Sie können sich nicht mehr darauf hinausreden, dass sie nur deswegen so wenige Interessenten haben, weil etwa die Religionsstunden so ungünstig am Nachmittag liegen oder eben nicht alle Schulen Religion als Fach anbieten. Der Karlsruher Vergleich ermöglicht den Vergleich. Das gilt umgekehrt auch für LER. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass durch die Konkurrenz von LER und Religion der Unterricht in beiden Fächern besser wird.

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