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"Ein ambivalentes Angebot"

■ Ärztekammerpräsident Ellis Huber überlegt noch, ob er das SPD-Angebot einer Kandidatur für den Bundestag annimmt. Er will sich nicht instrumentalisieren lassen

taz: Herr Huber, befürchten Sie nicht, daß die Kreuzberger SPD Sie ins Rennen schickt, um den Grünen bei der Bundestagswahl ein Direktmandat abzunehmen?

Ellis Huber: Diese Furcht habe ich auch. Ich hatte noch keine Gelegenheit, im persönlichen Gespräch mit den SPD-Parteigruppierungen abzuklären, worum es ihnen geht. Als mir das Angebot vor einer Woche gemacht wurde, habe ich um Bedenkzeit gebeten. Ich habe dann signalisiert, daß ich darüber sprechen will. Daß dieses Angebot jetzt öffentlich geworden ist, spricht dafür, daß auch innerparteiliche Rivalitäten dabei eine Rolle spielen.

In der SPD bewerben sich vier Kandidaten um diesen Wahlkreis. Sie geraten mitten in den innerparteilichen Machtkampf.

Wenn das der Fall ist, werde ich gar nicht kandidieren. Es liegt mir fern, mich funktionalisieren zu lassen. Das gilt auch für Interessen, die auf die Grünen zielen. Das ist der einzige Wahlkreis, in dem Bündnis 90/Die Grünen eine realistische Chance auf ein Direktmandat haben.

Wie fühlen Sie sich bei der Aussicht, gegen die Grünen anzutreten?

Ich bin damit nicht sehr glücklich. Das Angebot wirft mich in eine emotionale Ambivalenz. Ich bin noch unentschieden, ob ich es annehmen soll. Ich glaube nicht, daß die gesundheits- und sozialpolitischen Ziele von Ströbele, Fischer und mir verschieden sind, aber genau das wäre das Signal für eine rot-grüne Perspektive.

Aber den Wahlkreis kann nur einer gewinnen.

Gewinnen werden letztlich SPD und die Bündnisgrünen zusammen. Keine Partei für sich allein wird die Mehrheitsverhältnisse in diesem Land verändern können. Ein solches Sigal von Kooperation kann man auch in einem Wahlkampf zum Ausdruck bringen.

Hätten Sie zugesagt, wenn die Grünen ihnen einen Listenplatz angeboten hätten?

Ja.

Interview: Dorothee Winden

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