: "Am liebsten Freundin sein"
■ Heute startet die TV-Version der "Brigitte": Mit Sandra Maahn (30) darf eine moderieren, die noch nie eine "Brigitte"-Diät brauchte
taz: Haben Sie eine Ahnung, warum man Sie für die Moderation ausgewählt hat?
Sandra Maahn: Ich gehe davon aus, daß es in der „Brigitte“-Print- Redaktion, die an der Entscheidung massiv beteiligt war, ein Bild davon gab, wie die Frau aussehen und sein muß, die „Brigitte“ repräsentiert. Da bin ich mit 30 Jahren eher am unteren Ende der „Brigitte“-Leserschaft, und berufstätig, jemand, der da gut rein paßt.
Sie sind ja geradezu „,Brigitte‘- ideal“: Sie sind ja nicht nur jung und berufstätig, Sie haben außerdem jung Kinder bekommen und vermitteln nicht den Eindruck, gesellschaftspolitisch etwas verändern zu wollen. Das hat den Herren beim Verlagskonzern Gruner + Jahr bestimmt gefallen?
Wer mich ein bißchen kennt, weiß, daß das so nicht stimmt – und an der Entscheidung waren zudem Herren wie Damen beteiligt. Ich war Ewigkeiten in der Schülerpolitik tätig, bis hin zur Bundesschülervertretung. Erst in den letzten zwei Jahren habe ich bei Hamburg 1 angefangen, bunte Geschichten zu machen, davor hatte ich acht Jahre lang mit Nachrichten und Aktuellem zu tun. Den Leuten bei Gruner + Jahr hat wohl die Mischung aus Interesse an Politik und Buntem gefallen; daß ich Begriffe wie „Emanzipation“ oder „Beratungsgesetz“ buchstabieren kann und sogar weiß, was dahinter steht.
Und was werden Ihre Aufgaben bei „Brigitte-TV“ sein?
Ich bin neben der Moderation an der Gestaltung der Themen beteiligt.
Nehmen Sie auch Einfluß auf die Inhalte?
So, wie das jeder im Rahmen einer Redaktion tut. Ich misch' mich nicht in jeden Beitrag ein, aber an der grundsätzlichen Richtung bin ich beteiligt.
Gibt es denn eine Haltung, die Sie nicht vertreten würden?
Es ist für mich sehr wichtig, die Privatsphäre öffentlicher Personen zu akzeptieren. Ich würde mich nicht auf die Lauer legen.
Wann haben Sie begonnen, „Brigitte“ zu lesen?
Mit 13 Jahren.
Wie gefallen Ihnen andere, jüngere Frauenzeitschriften wie zum Beispiel „Allegra“?
Ich finde, daß „Allegra“ eine relativ gut gemachte Frauenzeitschrift ist. Mein Problem mit all diesen neuen Frauenzeitschriften ist, daß sie mir ein bißchen zu trendy sind.
Das Problem hat die „Brigitte“ nicht.
„Brigitte“ ist ein Blatt, das sehr konstant eine Linie durchzieht. Also nicht mit jeder Modewelle – ob politisch oder in Sachen Mode – mitschwappt. Eine Linie, die den meisten Frauen mehr liegt und näher an ihrem Leben dran ist, ohne dabei altbacken zu sein.
Waren Sie schon mal auf „Brigitte“-Diät?
Nein. Ich habe noch nie eine Diät gemacht. Aber ich habe, als mein Mann mal die „Brigitte“- Diät gemacht hat, mitgegessen. Das war sehr lecker.
Aber Sie waren doch sicher bereits mit „Brigitte“-Chefredakteurin Anne Volk Essen?
Nein. Ich habe mit ihr nur in der Redaktion zu tun.
Von der Generation her betrachtet, sind Sie die Tochter, die das Unternehmen in das moderne Zeitalter führt. Blickt Frau Volk glücklich auf ihren Nachwuchs?
Ich habe schon das Gefühl, die „Brigitte“-Redaktion hat sich über das Marktforschungsergebnis gefreut und wollte gern mit mir zusammenarbeiten. Aber das müssen Sie Frau Volk selbst fragen.
Werden Sie bei der nächsten Bundestagswahl die Partei „Die Frauen“ wählen?
Nein. Glaube ich erstmal nicht. Ich kenne deren Wahlprogramm nicht, aber ich gehe nicht davon aus, daß ich die wählen werde.
Glauben Sie denn nicht, daß das Wahlprogramm vielleicht ganz klasse ist?
Das kann sein, daß das Programm klasse ist. Ich finde nur, daß das allein keine Entscheidungsgrundlage sein kann. Es zählt auch die Frage: Was ist durchsetzungsfähig, und wo kann ich welche Mehrheiten organisieren, um Dinge durchzusetzen. Und wenn ich real will, daß sich etwas verändert, dann versuche ich, eine Partei zu wählen, bei der es auch eine Chance gibt, daß die Partei die Chance bekommt, Veränderungen durchzusetzen.
Sie werden Briefe von verzweifelten Frauen bekommen, deren Hackbraten zerfällt oder die noch nie einen Orgasmus hatten. Haben Sie keine Angst, zur Mutter der Nation zu werden?
Nein, die Angst habe ich nicht. Zur Mutter der Nation gehört was anderes. Da gehört dazu, die große, breite Frau zu sein, die sagt: „Alle an mein Herz!“ Das bin ich nicht. Wenn ich mir eine Rolle vorstellen kann, dann die der Freundin. Das find' ich auch ganz nett. Freunde hat man gern. Ich bin eher eine Freundin. Interview: Silke Burmester
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen