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press-schlagÜber die Fernbeeinflussung und Nahbeeinflussung von Fußballspielen

Feng-Shui auf der Ersatzbank

Darüber, ob „Wixer“ nun mit „x“ (Erik Meijer) oder doch mit „chs“ (BamS) geschrieben wird, kann man sich noch lange streiten; dass die Bundesligafußballwahrnehmung von den Medien abhängt, mit denen man den Fußball verfolgt, ist dagegen klar. Wenn man bei der Radioreportage zum Beispiel Tischtennis spielt, gelingt es einem manchmal, hinter dem Klackern der Tischtennisbälle den Inhalt der Reportagen auszublenden, die von den Spielen berichten, die man später noch bei „ran“ verfolgen will.

Die Live-Konferenzschaltung bei Premiere ist dagegen nicht so gut. Der Eindruck großartiger Plötzlichkeit, wenn ein Tor fällt, geht in der Fernsehkonferenz verloren. Während im Radio immer einer von weitem „Tor“ rufend den ruhigen Fluss der gerade laufenden Reportage dramatisch unterbricht, dauert der Wechsel zwischen den Tatorten im Fernsehen viel zu lange und das gefallene Tor nimmt man nur noch abhakend zur Kenntnis wie etwas, das schon zu lange her ist, als dass es einen noch weiter berühren könnte.

Die Art des Vergnügens, die das Dabeisein via Handy machen soll, ist hingegen völlig schleierhaft, weil das narrative Element des Spiels völlig verloren geht, wenn man immer nur die Spielstände ge-smst kriegt; andererseits und wenn einem eines der Spiele sehr wichtig ist, erhöht sich die Spannung möglicherweise stetig steigend in der Zeit, in der man keine Nachrichten bekommt, und man hat das Gefühl, mittels komischer Tätigkeiten das Spiel, von dem man nichts hört, beeinflussen zu können. Als Autofahrer könnte man zum Beispiel denken, dass komplizierte Überholmanöver für die Lieblingsmannschaft günstig wären. Ein Teil der samstäglichen Autounfälle lässt sich vermutlich auf derlei abergläubische Fernbeeinflussungsüberlegungen zurückführen.

In der Nahbeeinflussung versuchte sich Rostocks Trainer Armin Veh, der seine Spieler nicht mehr wie üblich begleitet von Heavy-Metal-Musik, sondern diesmal mit Sambarhythmen einlaufen ließ und an seine Trainerbank ein Feng-Shui-Zeichen geklebt hatte. Man hätte gerne gewusst, ob er seine Mannschaft anfangs fengshuimäßig, etwa in Form eines Pfeils, auflaufen ließ, der tödliche Energie Richtung Kaiserslautern gesandt hätte, oder die Ersatzspieler den Prinzipien der chinesischen Raumlehre gemäß saßen oder Ähnliches. Möglicherweise gibt die Harmonie eines 2:2 den Rostockern ja innere Kraft für die kommenden Spiele.

DETLEF KUHLBRODT

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