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portraitDer letzte Konkurrent

Joe Biden mag Hillary Clinton nicht wirklich, versichern Insider immer wieder. Und doch dürfte er es sein, der am Mittwoch sicherstellte, dass sie im kommenden Jahr die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten wird. Da nämlich erklärte der amtierende Vizepräsident, dass er selbst nicht kandidieren werde.

Der Tod seines Sohnes Beau Biden, der Ende Mai an einem Hirntumor gestorben war, habe die Familie beschäftigt, erklärte Biden. Inzwischen könne man zwar wieder nach vorne schauen, aber die Zeit reiche einfach nicht mehr, um noch einen Wahlkampf zu gestalten. Damit ist nach Einschätzung vieler Kommentatoren der letzte ernsthafte Konkurrent Hillary Clintons aus dem Rennen. Der linke Senator Bernie Sanders, der den progressiven Teil der Demokraten hinter sich weiß, liegt gegen Clinton so deutlich hinten, dass ihm derzeit kaum ernsthafte Chancen eingeräumt werden. Biden hätte im selben mittekonservativen Teil der Demokraten seine Anhänger gefunden wie Clinton. Er wird es nicht versuchen.

Aber einmischen wolle er sich dennoch, und er wolle dafür sorgen, dass sich die Demokraten nicht von der Präsidentschaft Obamas distanzierten, sondern auf seinen Errungenschaften aufbauten. Das war ein klarer Seitenhieb gegen Clinton, die immer wieder auf Distanz zu Obama geht.

Dabei war auch Bidens Verhältnis zu Obama nicht immer ungetrübt. Im Jahr 2007, als auch Biden sich zunächst um die demokratische Kandidatur bemühte, beschrieb er Obama als „den ersten Main-Stream-Afroamerikaner, der artikuliert, schlau, sauber und gutaussehend“ sei – der Sturm der Entrüstung ob dieser rassistischen Aussage warf Biden schnell aus dem Rennen. Er entschuldigte sich wortreich, und da seine gesamte politische Karriere mit rhetorischen Ausrutschern gepflastert ist, nahm er keinen weiteren Schaden. Obama nahm die Entschuldigung an, und trotz oder womöglich wegen dieses Fehlstarts machte er Biden später zu seinem Vizepräsidentschaftskandidaten. Seit 2009 ist Biden Obamas Stellvertreter. Biden, 1942 in einfachen Verhältnissen in Pennsylvania geboren, gehörte dem US-Senat seit 1973 an. Bernd Pickert

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