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portraitSchwedens Medaillensammlerin

Nun hat Anja Pärson also auch noch den letzten Makel ihrer grandiosen Bilanz behoben. Wenn man es überhaupt einen Makel nennen will, wenn einer Skirennläuferin im Alter von 25 Jahren in ihrer WM-Titelsammlung allein noch eine Goldmedaille in der Abfahrt fehlt. Seit gestern ist die Schwedin die erste Alpine, die bei Weltmeisterschaften in allen fünf Wettbewerben mindestens einmal gewonnen hat. „Ich habe mehr erreicht, als ich mir jemals erträumt habe. Ich kann das im Moment noch gar nicht fassen, das ist zu viel für mich“, sagte Anja Pärson nach dem Abfahrts-Gold, ihrem insgesamt siebten WM-Titel.

Überraschend kam der Abfahrtserfolg nicht. Nicht mehr nach diesen Tagen von Are, die bisher reine Pärson-Festspiele sind. Am Dienstag begannen sie mit dem Sieg im Super-G, am Freitag gingen sie weiter mit dem in der Kombination. Dazwischen beherrschte sie das Training für die schnellste Disziplin fast nach Belieben. Aber genau das gab ihr zu denken. „Es sieht momentan alles zu gut aus, um wahr zu sein. Das macht mich ein bisschen nervös“, hatte sie vor dem dritten Wettkampf in Schweden gesagt, aber dennoch gehofft: „Vielleicht wird der Sonntag ja der Tag meines Lebens.“

Er wurde es. Dabei wäre die WM für Pärson beinahe ein Jahr zu spät gekommen – oder auch eines zu früh. Jedenfalls schien diese Saison wegen der Nachwirkungen einer Knieoperation nicht die der Schwedin zu werden. Ihre Gedanken wurden im Weltcup von Anfang an von dieser WM beherrscht, auch davon, sich in Are, fünf Autostunden entfernt von ihrem Heimatort Tärnaby, den Kindheitstraum Abfahrts-Gold zu erfüllen. Vor der WM habe sie sich selbst nicht mehr gekannt, erzählt sie. „Ich war so frustriert, weil die Ski nicht so funktionierten, wie ich wollte.“

Es zeichnet große Sportler aus, dass sie solche Krisen rechtzeitig überwinden. Pärson hat punktgenau ihre Form gefunden. Nichts scheint sie bei dieser Weltmeisterschaft stoppen zu können. Die eher zurückhaltenden schwedischen Medien überschlagen sich seit Tagen mit Geschichten über Pärson. Das runde Gesicht mit dem fröhlichen Lachen ziert fast alle Gazetten, und das Land der Langläufer und Skispringer feiert seine größte Sportlerin, die eine Alpine ist. Dass Pärson im Riesenslalom am Dienstag und den Slalom am Freitag nun auch noch gewinnt, schien vor ein paar Wochen fast unmöglich. Die Erfolge der ersten WM-Woche hieven Pärson nun aber auch für die kommenden Tage der Weltmeisterschaft in die Favoritenrolle. „Im Moment bin ich müde, aber ich hoffe, ich habe noch genügend Energie für die restlichen zwei Wettbewerbe“, sagt Anja Pärson.

ELISABETH SCHLAMMERL

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