petition der woche: Das Ende der Schaumparty – oder doch nicht?
Anlass der Petition Autowäsche auf Privatgrundstücken
Das wollen die Initiatoren Bundesweites Verbot der Schaumpartys
Das wollen sie nicht Schmier- und Kraftstoffe im Abwasser
Der perfekte Sonntag in einer deutschen Vorstadt, die Sonne lacht, es ist nicht zu warm, ein Lüftchen weht, das Frühstücksei ist verputzt: der optimale Start, nach dem nun zur Tat geschritten werden kann. All die schönen Dinge, die unter der Woche liegen geblieben sind, finden an diesem wunderbaren Tag ihren Platz. Egal ob Frühling, Sommer oder Herbst, es gibt eine Tätigkeit, die für Hunderttausende Familienväter oft zu ihrem Wochenende dazugehört: die Autowäsche.
Ordentlich eingeschäumt stehen sie dann dort, die Familienmitglieder aus Blech, und warten darauf, mit einem bedächtig geführten Gartenschlauch vom Schaum befreit zu werden. Um dann, funkelnd wie am ersten Tag, in der Einfahrt zu stehen. Und damit ganz unterschwellig allen, die es noch nicht getan haben, zu signalisieren, dass es Zeit ist, das eigene Auto zu umsorgen. Was sollen denn die Nachbarn denken?
Was wäre wohl los, wenn eine bald auslaufende Petition auf ausreichend Zustimmung träfe? Die Petition auf der Website des Deutschen Bundestags hat zwar erst etwa 30 Unterschriften sammeln können, doch sollte sich dies ändern, könnte ein bürgerliches Erdbeben die Folge sein. Denn die Forderung ist brisant. Zumindest für alle, die gern am Wochenende ihr Auto waschen. Der oder die anonyme Ersteller*in fordert, dass dem Waschen von Autos auf privaten Grundstücken bundesweit Einhalt geboten wird. Es wäre das Ende des perfekten Sonntags.
Die Petition fordert, dass die Autowäsche nur noch dort stattfindenden soll, wo eine sogenannte Abscheidevorrichtung vorhanden sei – etwa in Waschanlagen. Denn bei der Wäsche würden auch Schmier- und Kraftstoffe mit ins Abwasser gelangen. Dessen Aufbereitung in den Klärwerken würde daher immer teurer. Und auch das Grundwasser werde durch die Schadstoffe belastet.
Stellt die Autowäsche auf dem eigenen Grund und Boden tatsächlich eine Bedrohung unserer Umwelt dar? „Das ist abhängig davon, ob dieser Grund und Boden an eine Misch- oder eine Trennkanalisation angeschlossen ist“, sagt Stephan Natz von den Berliner Wasserbetrieben. Die Mischkanalisationen, die sich zumeist in den Innenstädten befinden, leiten alles Abwasser zur Aufbereitung in das nächste Klärwerk. Die Trennkanalisation, die Kanalisationsform die sich meist außerhalb der Großstädte findet, leitet nur das häusliche Abwasser in die Kläranlage. Das Regenwasser, also alles Abwasser, das auf dem Außengrundstück und den Straßen entsteht, wird ungefiltert in das nächste Rückhaltebecken geleitet. „Eine Verschmutzung durch die Schadstoffe, die sich beim Autowaschen mit dem Abwasser auf den Weg begeben, ist daher möglich und kann problematisch sein“, meint Natz. Bei Waschstraßen sieht das anders aus. Sie verfügen über eine Abscheidevorrichtung, die das Wasser zum Großteil aufbereitet.
Zwar gibt es bereits unterschiedliche Verordnungen, die die Autowäsche auf Privatgrundstücken untersagen, sie variieren aber von Ort zu Ort. „Einheitliches Gesetz für alle!“ fordert daher die Petition. Das Problem sei jedoch, dass man das im Kleinen gar nicht kontrollieren könne, sagt Stephan Natz.
Und so werden sie wohl erst mal weitergehen, die Schaumpartys am Sonntag. Nina Böckmann
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