liebeserklärung: Der Zaun
Dänemark hat beschlossen, einen Anti-Wildschwein-Zaun an der deutschen Grenze zu bauen. Super Idee! Warum nicht noch ein Grenznetz gegen Mücken? Oder Zäune gegen Zecken?
Wildschweine sind die Pest. Hyalomma, die tropische Riesenzecke, ist es auch. Und erst die asiatische Tigermücke. Alle gefährlich. Denn diese Tiere übertragen böse Krankheiten: Afrikanische Schweinepest, Zecken-Fleckfieber, Krim-Kongo-, Zika- und Denguefieber. In den Regionen, in denen die Schweine, Mücken und Zecken gewöhnlich leben, kennt man sie – und man ist mehr oder weniger auf sie vorbereitet. Auch wenn man sich kaum gegen die Folgen ihrer Angriffe schützen kann.
Am besten also, man achtet darauf, ihnen gar nicht erst zu begegnen. Ein Vorsatz, den Schwein, Zecke und Mücke aber schlicht ignorieren. Wenn schon die ganze Welt um die Welt reist, wollen wir auch global sein. Und so wandert das Wildschwein von Deutschland nach Dänemark, Tigermücke und Zecke reisen aus den Tropen zu uns. Die Tiere fühlen sich in der neuen Heimat genauso wohl wie zu Hause.
Und nun? Ganz einfach: Man baut eine Mauer. Dänemark jedenfalls will einen Grenzzaun zu Deutschland ziehen. Deutschland selbst sollte sich massiv gegen die aggressiven Angriffe aus dem Osten schützen, am besten mit einem steinernen Wall. Mauern, das wissen wir aus der Geschichte, schützen nachhaltig vor Eindringlingen. Das haben die Chinesen schon im 7. Jahrhundert erkannt und – statt zu kleckern – gleich mal geklotzt: Die chinesische Mauer soll 21.196 Meter lang sein. Das behauptet jedenfalls das chinesische Amt für Kulturerbe.
Auch die DDR war so schlau, sich mit ihrem langen „antifaschistischen Schutzwall“ den bitterbösen Klassenfeind vom Leib zu halten. Zumindest 40 Jahre lang. Und Krankheiten wie HIV und Aids. Zumindest glaubte das die damalige ostdeutsche Staatsführung.
In diesem Sommer plagt uns die Sonne, ungehemmt strahlt sie auf uns ein. Verbrennt Ernten, verursacht Krebs. Wie bändigt man sie? Vorschlag: mit einem antisolaren Schutzwall. Umbaut die gesamte Erde!
Zugegeben, ein absurdes Szenario. So absurd wie die dänischen Mauerpläne. Die Angst vor Killerviren hin oder her – Krankheitserreger kann keine Mauer aufhalten. Stattdessen dürfte sie vor allem eine Illusion von Sicherheit produzieren. Was auch nichts nützt. Die DDR hat es hautnah erlebt.
Simone Schmollack
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