piwik no script img

lei­bes­übun­g*in­nenZu dünnes Eis

Das DEB-Frauen-Team gewinnt ein wichtiges Turnier. Ein Zufall, so schlecht, wie es gefördert wird

Besser konnten sie es nicht machen: Erstes Drittel 2:0, zweites Drittel 3:0, viertes Drittel 4:1. So erspielte sich die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) am Samstag in Landshut nicht nur den Sieg über Ungarns Eishockeyfrauen, sondern gleich den Gesamtsieg im Deutschland-Cup.

Für die avisierte Olympiateilnahme der DEB-Frauen wurde hier ein sehr große Hürde genommen. Doch es entsteht der Eindruck, dass deren Spitzensport nicht so recht erwünscht ist. DEB-Kapitänin Daria Gleißner nutzte die Aufmerksamkeit nach dem Deutschland-Cup-Erfolg und forderte die Männer-Proficlubs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) auf, mehr für den Frauenbereich zu tun. Aktuell sind der ERC Ingolstadt und die Eisbären Berlin die einzigen DEL-Clubs, die mit Frauenteams in der ersten Bundesliga. Die besteht ohnehin nur aus fünf Teams, eines davon ist der HK Budapest aus Ungarn. Das erinnert ein wenig an die DDR, wo jahrzehntelang Dynamo Weißwasser und Dynamo Berlin gemeinsam die erste Liga bildeten.

Die deutschen Eishockeyspielerinnen formulieren ihre Forderung recht höflich. „Ich sage nicht, dass alle Clubs jetzt was machen sollen. Aber zwei, drei Clubs mehr wären schon gut. Uns fehlen einfach die Spielerinnen“, sagt Daria Gleißner.

„Die Vereine bilden die Jungs aus“, begründet Franziska Feldmeier von den Eisbären Berlin, warum sich ihre Forderung an DEB und DEL-Klubs gleichermaßen richtet. Im Kinder- und Jugendeishockey, wo es noch keine Geschlechtertrennung gibt, müssten die Mädchen „immer besser sein als der beste Junge“, sagt sie. Daria Gleißner ergänzt: „Die Mädchen im Bereich von 13, 14, 15 oder Jahren – da ist es schwer, die bei Laune zu halten. Bei den Jungs werden die keine Eiszeit mehr bekommen und bei den Frauen ist es einfach noch zu früh“, erklärt sie. Wer die Ausbildung vernachlässigt, sollte sich nicht nur darüber freuen, dass es – etwa an diesem Deutschland-Cup – ab und an dennoch zu Erfolgen reicht, sondern ein paar Weichen stellen. „Wir haben, wenn man ehrlich ist, fünf, maximal sechs Reihen, die auf Nationalmannschaftsniveau sind. Dann wird es schon dünner“, ergänzt Laura Kluge, die bei Boston Fleet in der amerikanischen Professional Women’s Hockey League spielt.

Nichts ist neu an dieser Klage, und alles ist richtig. Und eigentlich wissen das auch alle.

(mak, mit dpa)

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen