kommentar von Andreas Schnell über Den Festival-Abbruch: Gib der Stadt Zucker
Es ist im Grunde lachhaft: Jedes Werderspiel sorgt für mehr Belästigung auch schlafender Menschen, jede Fußball-WM lässt nachts grölende Horden durch Viertel ziehen, in denen andere ihre Ruhe haben wollen. 2014 wurden dafür sogar die Bremer Ruhe-Verordnungen angepasst. Vom Freimarkt gar nicht zu reden: Die Stadt erträgt‘s. Und dann feiert das Zucker-Netzwerk eine Party in beinahe schon ländlicher Abgeschiedenheit, ganz brav mit Anmeldung und Unterstützung durch verschiedene Einrichtungen – und trotzdem hagelt es Beschwerden.
Die kommen von Menschen, denen es offenbar egal ist, dass sich hier eine Szene betätigt, die – sympathisch widerwillig übrigens – gern zum Beweis für Bremens Urbanität vereinnahmt wird und mit ihrem auch politischen Anspruch weit erfreulicher daherkommt als andere Geräusch verursachende Gruppierungen.
Und die Zucker-Netzwerker haben schließlich wirklich schon so einiges versucht, vom eigenen Klub über Zwischennutzungsprojekte und Demonstrationen, um eine neue Heimat zu bekommen. Dass sie nun ihr Festival entnervt abgebrochen haben, mag zickig wirken, ist aber verständlich. Sollte es denn wirklich kein Plätzchen in Bremen geben für eine unkommerzielle Elektro-Kultur? Schade wär‘s - die sich selbst gern als liberal und weltoffen gebende Stadt würde ohne das Zucker-Netzwerk wieder ein Stück öder werden.
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