Kinotipp der Woche: Vom Weg abkommen
Kleiner Vorgeschmack auf große Fantasie: Die Fantasy Film Nights stimmen auf das Festival im Herbst ein. Von Fantasy bis Horror ist alles dabei.
Es bedarf einiger emotionaler Erpressung durch seine Verlobte Nikiya, um Luke dazu zu bringen, den Kontakt zu seiner Familie wiederaufleben zu lassen. Doch schließlich gibt er nach und sagt zu, sie zum Hochzeitstag seiner Eltern mit aufs Land zu nehmen. Doch schon auf der Fahrt bereut Nikiya, die als Waise aufgewachsen ist, Luke dazu gedrängt zu haben. Die Reue wird noch größer, als Nikiya schließlich den Grund herausfindet, warum Luke jeden Kontakt zu seiner Familie abgebrochen hat.
Daniel Oriahis „The Weekend“ feierte als erster nigerianischer Film letztes Jahr auf dem New Yorker Tribeca Filmfestival Premiere. Der Horrorthriller erinnert in Setting und Atmosphäre vage an Jordan Peeles „Get Out“, wenn gleich „The Weekend“ deutlich weniger politische Allegorie ist als Peeles Film.
Dafür inszeniert Oriahi seinen Film mit einem Staraufgebot: Nikiya wird dargestellt von Uzoamaka Aniunoh, die in C. J. Obasis „Mami Wata“ eine der Protagonistinnen spielte; Lukes Schwester Kama von Meg Otanwa, die in C. J. Obasis Debütfilm „Ojuju“ mitwirkte. „The Weekend“ läuft am Sonntag als düstere Matinee im Zoopalast im Rahmen der Fantasy Filmfest Nights, die seit 2011 das Warten auf das Hauptfestival im Herbst verkürzen.
Eröffnet wird das Festival mit dem dritten Langfilm des italienischen Regisseurs Gabriele Mainetti „Kung Fu in Rome“ (La città proibita). Mainetti schickt die junge Mei auf die Suche nach ihrer Schwester nach Rom und lässt sie mit Kung-Fu durch die Trattorien Roms wirbeln.
fantasy filmfest nights, Zoo Palast, 8.–11. Mai
Insgesamt 18 Filme präsentieren die Fantasy Filmfest Nights in den vier Tagen von Donnerstag bis Sonntag. Direkt zu Beginn von „Redux Redux“ steht Irene Kelly vor dem Nachthimmel und beobachtet einen Mann, der auf einen Stuhl gefesselt vor ihr auf dem Boden liegt und in Flammen steht. Wenige Minuten später erschießt Kelly den Mann und tötet ihn erneut.
Irene Kelly, Mutter einer ermordeten Tochter, tötet den Mann im Laufe von „Redux Redux“ unzählige Male. Das Regie-Brüderpaar Kevin und Matthew McManus lässt die Frau durch diverse Paralleluniversen reisen, unbeirrbar auf der Suche nach dem Mörder ihrer Tochter – und einer Welt, in der diese nicht gestorben ist. Statt ihrer Tochter findet sie die junge Mia. Die Interaktion mit der jungen Frau gibt der Figur Kelly eine Tiefe, für die der sehr auf Struktur bedachte und kühle Film am Anfang keinen Raum hat. „Redux Redux“ ist ein interessantes Genrespiel zwischen Science-Fiction-Film und Thriller. Seine Premiere feierte der Film im März in der Mitternachtssektion des Festivals South by Southwest.
Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.
Der Medienthriller „A Girl with Closed Eyes“ der südkoreanischen Regisseurin Chun Sunyoung hingegen zeigt eine Ermittlerin, die erkennt, dass der nur scheinbar eindeutige Mord an einem Bestsellerautor deutlich weiter in die Vergangenheit zurückreicht, als ihre Kollegen glauben wollen.
Auch in diesem Jahr präsentiert das Fantasy Film Festival wieder eine unterhaltsame und abwechslungsreiche Auswahl aktuellen Genrekinos. Es lohnt sich, sich das Kino vom sonnigen Wetter nicht ausreden zu lassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!