iPhone 4 vorgestellt: Schneller, dünner, schärfer
Steve Jobs hat Montagabend die vierte Version seines Apple-Handys vorgestellt. Es ist dünner und schneller als vorher, hat einen schärferen Bildschirm und hält laut Apple-Angaben länger durch.
Schon seit 2007 wiederholt sich das Spiel: Immer im Sommer, zumeist im Juni, einmal auch im Juli, stellt Apple eine neue Handy-Gerätegeneration vor. Der Name der am Montagabend deutscher Zeit vorgestellten vierten Version ist diesmal nicht sonderlich einfallsreich: Schlicht iPhone 4 heißt Apples neuester Telefonstreich. Trotzdem bemühte sich Firmenboss Steve Jobs bei seiner "Keynote" auf der Apple-Entwicklerkonferenz "WWDC" in San Francisco redlich, Begeisterung zu wecken. Leicht war das schon deshalb nicht, weil die Optik des iPhone 4 bereits durch das Technikblog "Gizmodo" enthüllt worden war - mittels einer aktuell strafrechtlich in Untersuchung befindlichen Aktion, bei der ein Prototyp aus einer US-Kneipe verschwand. Kein Wunder daher, dass Gizmodo offiziell nicht zur WWDC zugelassen worden war und stattdessen Spione berichten lassen musste.
Technisch gesehen ist das iPhone 4 schon ein kleiner Fortschritt: Es bietet einen schnelleren Prozessor, ist dünner als vorher, hat einen schärferen Bildschirm, hält laut Apple-Angaben länger durch und bringt einige Funktionen mit, die iPhone-Besitzer schon seit Jahren vermissen. Dazu gehört eine höherauflösende Kamera mit Blitz, die auch HD-Videoaufnahmen ("720p") schießen kann, genauso wie eine eingebaute Webcam, die nach vorne schaut. Damit sind endlich Videogespräche von Person zu Person möglich, die Apple "FaceTime" nennt - allerdings nicht etwa im Handy-Netz, sondern nur per WLAN, weil der Computerkonzern es sich offensichtlich nicht mit den Mobilfunkern versauen wollte. "Mit denen müssen wir noch ein bisschen reden", sagte Jobs. "FaceTime" soll ansonsten auf offenen Standards basieren und damit auch kompatibel zu Videochat-Lösungen anderer Anbieter werden, so der Apple-Chef, der die Funktion vorführte und das eigentlich wenig Revolutionäre "Science Fiction" nannte.
Viele weitere Neuerungen am iPhone 4 betrafen nur die Software: So kann man künftig Apples vom iPad bekannte elektronische Bücher auch auf dem iPhone lesen und dank Multitasking mehrere Programme gleichzeitig ausführen (letzteres war bereits bekannt). Viele der Funktion des neuen Betriebssystems der vierten Generation, das Apple nun "iOS" statt "iPhone OS" nennt, soll es auch als kostenloses Update für ältere Geräte geben, wobei die Ur-iPhone- und iPod-Touch-Versionen nicht mehr aktualisiert werden können. Erscheinungstermin für iOS 4 ist der 21. Juni, das iPhone 4 soll drei Tage später erhältlich sein.
Was das iPhone 4 in Deutschland kosten wird, blieb am Montagabend zunächst unklar. Bekannt wurde lediglich, dass die Telekom hier zu Lande weiterhin exklusiver Anbieter sein darf - und das Monopol höchstwahrscheinlich auch weiter mit entsprechend teuren Tarifpaketen nutzt. Deutsche Nutzer haben hier im Gegensatz zu vielen anderen Regionen der Welt keine Auswahl unter weiteren Mobilfunkcarriern. Alternative für Nutzer anderer Netzbetreiber bleibt da dann nur, sich ein für alle Netze freigeschaltetes (und deutlich teureres) Modell aus dem EU-Ausland zu besorgen - Italien war hier bislang einer der Hauptfavoriten.
Neben dem iPhone 4 blieb Jobs' "Keynote" an Neuerungen mager. So wurde keinerlei neue Rechner-Hardware vorgestellt, die sich viele anwesende Programmierer wohl gewünscht hätten - überhaupt geht es auf der WWDC-Konferenz mittlerweile zentral ums iPhone. Gerüchte zu einem neuen Steuergerät ("Magic Trackpad") zerschlugen sich genauso wie solche zu einer Erneuerung von Apples Medien-Abspielgerät "Apple TV". Auch die Vorstellung eines neuen Streaming-Dienstes für Musik und Filme, auf die Analysten seit Monaten warten, blieb aus.
Immerhin durfte Jobs berichten, dass Apple insgesamt 60 Millionen Dollar an Vorbuchungen für seinen Handy-Werbedienst "iAds" einsammeln konnte - 60 Prozent davon sollen an Entwickler gehen. Und einen Seitenhieb auf die Konkurrenz gab es dann auch noch: Google, dessen Suchmaschine bislang prominent auf dem iPhone präsent ist, wird um Microsofts Wettbewerber Bing ergänzt. "Da macht Microsoft coole Sachen", so Jobs scheinbar anerkennend.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Mögliches Ende des Ukrainekriegs
Frieden könnte machbar sein
Musks AfD-Wahlempfehlung in der „Welt“
Rocky Horror Springer Show
Syrische Regierung und die Frauen
Sie sind zu Recht beunruhigt
Todesgefahr durch „Kugelbomben“
Bombenstimmung nach Silvester
Windräder auf Hochtouren
Neujahr war zu 125 Prozent erneuerbar
Bundestagswahl 2025
Etwas tun macht glücklich