: hintergrund
Der Fall Baumann
Dieter Baumann (36) Fotolaborant aus dem schwäbischen Blaustein, avanciert in den 90ern zum populärsten Leichtathleten und einem der wichtigsten Sportler Deutschlands – wegen seiner Erfolge, seiner Persönlichkeit und seines Kampfes gegen Doping.
Im Herbst 1999 werden bei Trainingskontrollen zwei positive Dopingproben von ihm gefunden: 19 und 24 Nanogramm 19-NOR-Androstendion, ein Vorläufer des anabolen Steroids Nandrolon. Baumann selbst macht den Fall öffentlich. Danach betreibt er eine monatelange Suche, zunächst nach der Herkunft des Nandrolons, danach nach einem Täter, der ihm das Mittel in die Zahnpasta injiziert haben soll.
Im Juli 2000 spricht ihn ein vom DLV eingesetztes, unabhängiges Schiedsgericht vom Dopingverdacht frei. Gericht und Verband folgen Baumanns Indizienkette. Ihre Überzeugung: Baumann ist Opfer, es handelt sich nicht um einen Doping-, sondern einen Kriminalfall. Im September 2000 hebt der Weltverband IAAF den Freispruch auf – ohne weitere Beschäftigung mit dem Fall, sondern mit Verweis auf die positiven Dopingproben auf.
Anfang 2001 startet Baumann bei der deutschen Hallenmeisterschaft und holt dort den Titel über 3000 m. Das Oberlandesgericht Frankfurt hatte Baumann die Teilnahme an der Meisterschaft erlaubt. Als Reaktion auf die Teilnahme verlängert die IAAF die zweijährige Sperre um ein weiteres Jahr. Erst am 5. Dezember 2001 nimmt der Weltverband die Verlängerung der Sperre zurück.
Am kommenden Sonntag wird er beim Sportfest in Dortmund sein Comeback feiern. Am 21. Februar wird vor dem Landesgericht Stuttgart die Schadensersatzklage Baumann vs. IAAF verhandelt
Sportliche Erfolge: 5.000 m Olympiasieger 1992, Olympiazweiter 1988, Olympiavierter 1996, Europameister 1994, Vizeeuropameister 1998 über 10.000, 5.000 m-Bestleistung: 12:54,70 min.
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