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heute in hamburg„Eine neue Form der Umwelt-zerstörung“

Konzert und Vortrag „Walgesang – politisches Konzert über die Meere“: 19 Uhr, Frappant, Bodenstedtstraße 16. Eintritt: 5 Euro; die Eerlöse fließen in ein Nachhaltigkeitsprojekt des „Forums Umwelt und Entwicklung“

Interview Alexandra Hilpert

taz: Frau Abshagen, warum ist Walgesang ­politisch?

Marie-Luise Abshagen: Wale stehen symbolisch für die Ozeane als großes Ganzes. Der Mensch zerstört die Meere, bald auch mit Tiefseebergbau. Das ist eine neue Form der Industrialisierung der Meere, über die in der internationalen Politik bereits verhandelt wird. Wenn ich Menschen davon erzähle, werden viele von ihnen emotional. Wir wollen bei unserer Veranstaltung an diese Gefühle anknüpfen, ihnen mit Musik einen Raum geben.

Woran liegt es, dass Menschen emotional werden, wenn es ums Meer geht?

Ich glaube, jeder Mensch verbindet etwas mit dem Meer. Das Meer ist der Ursprung des Lebens und der Natur. Es bietet eine visuelle Weite, die im hektischen Alltag oft fehlt. Das mag etwas esoterisch klingen, aber ich glaube, dass wir Menschen eine starke Verbindung zur Natur haben. Deshalb berührt es uns, wenn wir reine, unzerstörte Natur sehen. Und wenn sie zerstört wird, fühlen wir das beinahe körperlich. Zum Beispiel beim Anblick von Walen, die voller Plastik am Strand liegen. Mit Tiefseebergbau wird im Prinzip eine neue Form der Umweltzerstörung ins Leben gerufen.

Welche Folgen hätte Tiefseebergbau für das Ökosystem der Meere?

Im Moment wird über Abbauregeln verhandelt. Dabei ist jetzt schon klar, dass man keinen Tiefseebergbau betreiben kann, ohne das Ökosystem zu zerstören, denn der Boden, den man abbaut, ist Teil des Systems. Wir wissen so gut wie nichts über die Tiefsee. Deshalb können wir kaum abschätzen, welche Nahrungsketten mit der Industrialisierung der Meeresböden durchbrochen werden. In Küstennähe besteht zudem die Gefahr, dass die Fischgründe von dort lebenden Menschen bedroht werden.

Was für Rohstoffe sollen dort abgebaut werden?

Marie-Luise Abshagen

34, arbeitet beim Forum „Umwelt und Entwicklung“ als Referentin für nachhaltige Entwicklung.

Zum Beispiel Manganknollen, die man für die Herstellung von Stahl braucht. Aber sämtliche Rohstoffe, die im Meer zu finden sind, gibt es auch an Land. Man sollte sich lieber darauf konzentrieren, den Bergbau an Land nachhaltiger zu gestalten oder – noch besser – zurückzufahren und Materialien zu recyceln, anstatt ein weiteres Ökosystem zu gefährden.

Wen sehen Sie in der Verantwortung, die Meere zu schützen?

Als Einzelner ist es schwierig, Einfluss auf die aktuellen Entwicklungen zu nehmen. Man kann zwar am Strand Müll sammeln, aber die wirklich großen Entscheidungen werden von internationalen Playern getroffen. Bei Verhandlungen müssten sich deshalb Politiker dafür einsetzen, dass die Meere wissenschaftlich und nicht wirtschaftlich erkundet werden. Wir müssen die Politik daran erinnern, dass die Menschen Tiefseebergbau nicht wollen. Zum Beispiel haben wir beim Forum Umwelt und Entwicklung eine Postkartenaktion, bei der Teilnehmende den Abgeordneten ­schreiben können, dass sie sich gegen Tiefseebergbau einsetzen sollen.

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