heute in hamburg: „Innenstadt von Autos befreien“
„Galerie des Scheiterns“: Protest von Fridays for Future, 12 bis 15 Uhr, Rathausmarkt; ab 19.30 Uhr Mahnwache mit Lichtern und Videobotschaften
Interview Katharina Schipkowski
taz: Frau Rittmann, was müsste Hamburg tun, um dazu beizutragen, dass das 1,5-Grad-Ziel noch eingehalten wird?
Annika Rittmann: Hamburg müsste sich ein festes Budget setzen, das sich daran orientiert, dass wir bis 2035 klimaneutral werden. Daran müssten sich weitere Maßnahmen anschließen wie zum Beispiel der Kohleausstieg bis 2025.
Der Kohleausstieg wird ja bundesweit geregelt, soll Hamburg vorpreschen?
Ja, wir haben hier ja drei Kohlekraftwerke. Moorburg geht zwar jetzt schon vom Netz, aber nicht auf Druck des Senats, sondern weil es nicht mehr rentabel ist und Vattenfall sich deshalb schon früh bei der Netzagentur für die Stilllegung beworben hat. 2025 soll Wedel abgeschaltet werden, aber dann bleibt immer noch Tiefstack.
Wo sehen Sie noch Defizite im Hamburger Klimaplan?
Ein Problem ist, dass jedes Jahr nur einmal geguckt wird, welche Ziele erreicht wurden und wo wir stehen. Das Tracking, also der Zeitabschnitt, ist zu groß gefasst. Man müsste jedes Vierteljahr schauen, wo wir stehen. Der Plan geht von Klimaneutralität bis 2050 aus, das ist zwar ein guter Ansatz, es fehlen aber konkreten Maßnahmen und auch Wege, wie die eingehalten werden sollen.
Welche konkreten Maßnahmen und Wege müssten das sein?
Wir haben ja die 1,5-Grad-Studie herausgebracht, da stehen viele konkrete Maßnahmen drin. Ein Weg für Hamburg wäre zum Beispiel, den öffentlichen Personennahverkehr massiv auszubauen und Innenstadt komplett vom mobilisierten Individualverkehr zu befreien. Ein autofreier Jungfernstieg reicht nicht. Aber wir merken ja schon, dass die Lebensqualität steigt, wenn Teile der Stadt autofrei werden.
Sie wollen bei Ihrem heutigen Protest anlässlich des Jahrestags des Pariser Abkommens eine Galerie des Scheiterns zeigen – wie sieht Scheitern aus?
Wir haben Fehlentscheidungen in Sachen Klimaschutz in Hamburg, Deutschland und der EU herausgegriffen und auf Banner geschrieben. Dazu schreiben wir, wie es anders gehen müsste. Statt der gemeinsamen EU-Agrarpolitik ohne Klimaschutzvorgaben müsste es zum Beispiel eine Transformation zu klimaneutraler Landwirtschaft bis 2035 geben.
Wenn es dunkel wird, wollen Sie Videobotschaften zeigen, wer meldet sich da?
Wir wollen mit Lichtern und Laternen eine 1,5 legen und Videos von den Mapa zeigen, das steht für „Most affected people and areas“, also all die, die jetzt schon am stärksten unter der Klimakatastrophe leiden. Zum Beispiel die Menschen auf den Philippinen, die den stärksten Taifun seit der Existenz der Philippinen erlebt haben und ihr Land neu aufbauen müssen. Diese Menschen kommen viel zu selten zu Wort.
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