heute in hamburg: „Solidarität ist eigentlich grenzenlos“
Hanna Hanke, 30, ist Flüchtlingsbeauftragte des Kirchenkreises Hamburg West.
Interview Maren Knödl
taz: Frau Hanke, was bedeutet Solidarität in Bezug auf Geflüchtete?
Hanna Hanke: Solidarität sollte selbstverständlich sein, ohne die Frage danach, wo man herkommt. Da gibt es den schönen Spruch: Liebe deinen Nächsten und nicht, frag vorher nach seinem Pass.
Gibt es Grenzen für Solidarität?
Solidarität ist grenzenlos, in dem Sinne, dass sie sich nicht an nationalen Grenzen orientiert, sondern daran, ob man die gleichen Ideen und Vorstellungen hat. In einem Rechtsstaat müssen die Menschenrechte auf jeden Fall gewahrt werden. Das vermisse ich leider oft, zum Beispiel beim Thema Familiennachzug.
Im Gegensatz zu Berlin, Köln, Bonn und Düsseldorf hat der Hamburger Senat sich dagegen entschieden „Solidarische Stadt“ zu sein. Ohne Begründung.
Diskussion Am Lagerfeuer IX „Grenzenlose Solidarität und die Grenzen der Solidarität“: 20 Uhr, Fabrique, Valentinskamp 34a
Hamburg schreibt sich seine Offenheit sonst so gerne auf die Fahnen. Dann sollte es sich auch hier offener positionieren. Zivilgesellschaftlich wird die Hilfe für Geflüchtete ja deutlich gefordert, ich finde, da sollte sich auch die Politik deutlicher positionieren. Die Kapazitäten in Hamburg sind da, also sollte das keine Frage sein. Auch als Zeichen an die Bevölkerung gegen die Polarisierung von Rechts wäre das wichtig. Es ist erschreckend, dass menschenverachtende Äußerungen wieder so präsent und geduldet sind.
Worüber sollte sonst noch gesprochen werden, wenn es um Geflüchtete geht?
Bei solchen Diskussionen sollte man hinschauen, wer auf dem Podium sitzt, wer sich einmischt, wer gehört wird. Geflüchtete sollten gehört werden. Es gibt viele, die politisch aktiv sind. Und es wäre wichtig zu hören, was die Menschen, um die es geht, wirklich wollen.
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