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heute in hamburg„Das Schloss der Kolonialherren – was soll uns das sagen?“

Mnyaka Sururu Mboro, 67, stammt aus Tansania. 2007 hat er den Verein Berlin Postkolonial mitgegründet.

Interview Gernot Knödler

taz: Herr Mboro, ist bei ethnografischen Sammlungen eine Zusammenarbeit zwischen Afrika und Europa möglich?

Mnyaka Sururu Mboro: Eine Zusammenarbeit würde ich begrüßen. Bis jetzt gab es die noch nicht.

Wie könnte eine Zusammenarbeit aussehen?

Ich kann sagen, wie sie nicht aussehen sollte. Wir haben mit unserem Verein Berlin Postkolonial ein Bündnis „No Humboldt-Forum 21“ gegründet.

Was haben Sie gegen das Humboldt-Forum?

Wir haben das Bündnis gegründet, als der Grundstein zur Wiedererrichtung des Alten Schlosses gelegt wurde, der das Forum beherbergen soll. Uns ist sehr bewusst, dass dies das Schloss der Kolonialherren war. Als Nachfahr eines Kolonisierten frage ich mich, was man uns damit sagen wollte, indem man so etwas neu baut und darin Sachen aus den ehemaligen Kolonien zeigen will.

Woran erinnert Sie das Alte Schloss?

Hier hat Wilhelm I. residiert, der Gastgeber der Berliner Konferenz zur Aufteilung Afrikas, und Wilhelm II., der für den Völkermord an den Herero und Nama in Namibia verantwortlich ist.

Gäbe es eine Möglichkeit, die Ausstellung so zu gestalten, dass sie doch an diesem Ort gezeigt werden könnte, der ja immerhin einen historischen Bezug bietet?

Wie kann man das tun, wenn man nicht mit uns kooperieren will?

Die Ausstellungsobjekte werden ja heute schon im ethnologischen Museum in Dahlem gezeigt.

Publikumsgespräch: „Von der ‚Kühlkammer weißer Wissbegier‘ zur Entgrenzung von Dingen und Wissen“: 19.30 Uhr, Museum für Völkerkunde

Die Sachen, die dort präsentiert werden, sind sehr spärlich. Die meisten davon liegen im Keller. Und selbst im Humboldt-Forum soll nicht einmal ein Prozent davon gezeigt werden.

Wie stellen Sie sich eine angemessene Präsentation vor?

Bei einer Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt habe ich zum ersten Mal erfahren, dass es viele Objekte aus Tansania in Berlin gibt. Diese Objekte wurden nur mit ihrem Gewicht, ihrer Größe, dem Fundort und -jahr bezeichnet – fertig! Was fehlte, war die Biografie dieser Ausstellungsstücke.

Bei einer Präsentation im Humboldt-Forum ließe sich das ja ändern.

Die Biografie kann aber nur von uns Nachfahren kommen. Die Aussteller sind daran aber nicht interessiert, weil das zeigen würde, dass vieles gestohlen wurde.

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