heute in hamburg: „Ein charmantes Stück Ottensen“
Interview Liyang Zhao
taz: Frau Simonis, warum sollte die Barnerstraße 42 bleiben?
Hannah Simonis:Es ist ein markantes Ensemble. Das Gebäude gibt es seit 1870. Damals war die alte „Fischräucherei und Marinieranstalt Gerlach“ hier ansässig. Heute kommen hier Gewerbe und Wohnen zusammen. Mamma Mia, Sotiris, Babylon und viele mehr sind hier seit Jahrzehnten Zuhause. Es sind Orte, die jeder Ottenser kennt und liebt. Die Nachbarn plaudern oft im Hinterhof. Es ist ein charmantes und lebendiges Stück Ottensen, das verschwinden würde.
Die Immobilien-Entwickler ,,Köhler und von Bargen“ nennen das Gebäude einen Sanierungsfall und planen es abzureisen. Was sagen Sie dazu?
Es gibt hier und da kleine Stellen, die saniert werden könnten, es ist schließlich ein älteres Haus. Aber wir sehen darin keinen Grund, das Gebäude dem Erdboden gleich zu machen. Deshalb fordern wir Gutachten, in denen beschrieben wird, was genau sanierungsfällig ist.
Seit wann wohnen Sie in der Barnerstraße 42?
Ich bin Ende 2012 eingezogen. Damals habe ich die Villa Dunkelbunt mit gegründet.
Was ist die Villa Dunkelbunt?
Wir sind ein Wohnprojekt, indem derzeit neun Menschen leben. In unseren Räumlichkeiten schaffen wir neben dem Wohnraum zusätzlich ein niedrigschwelliges Kulturangebot und einen subkulturellen Raum für den von Gentrifizierung bedrohten Stadtteil Ottensen. Bei uns finden Konzerte, Filmabende, Ausstellungen und vieles mehr statt.
Was soll mit der Villa Dunkelbunt passieren?
Unser Mietvertrag ist auf Ende 2018 befristet. Wie es danach weitergeht, wissen wir noch nicht. Wir hoffen aber natürlich, dass die Villa Dunkelbunt hier bleiben kann.
Und die anderen?
Die Entwickler sind sehr offen im Thema Bürgerbeteiligung – das ist schön. Trotzdem haben wir noch Bedenken, ob alle BewohnerInnen und Gewerbetreibenden die Möglichkeit haben, zu den gleichen Konditionen langfristig zurückzukehren.
Sotiris und Mamma Mia verhandeln schon über eine Rückkehr. Das ist doch positiv.
Natürlich freuen wir uns, wenn Sotiris und Mamma Mia zu gleichen Konditionen zurückkehren können, ebenso wie alle anderen Gewerbetreibenden und Bewohner*innen. Dennoch wird sich der Charakter des Areals durch den geplanten Neubau natürlich stark verändern.
Infoveranstaltung ,,Barner 42“: 18 Uhr, Aula der Max Brauer Schule, Bei der Paul-Gerhardt-Kirche 1-3
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen