piwik no script img

heute in hamburg„Präventiv entgegensetzen“

EUROPAWOCHE Die Patriotische Gesellschaft diskutiert mit Experten über Gewalt und Religion

Foto: dpa
Antje Möller

59, ist langjährige Sprecherin für Innen- und Flüchtlingspolitik in der Bürgerschaftsfraktion der Grünen.

taz: Frau Möller, lässt sich aus innenpolitischer Sicht eine Korrelation zwischen Gewalt und religiösem Hintergrund behaupten?

Antje Möller: Über die Entscheidung, aus welchen Grund die Kriminalität praktisch entsteht, wie die begründet ist, streitet die Wissenschaft. Für mich ist die entscheidende Frage, was man gegen die neue Kriminalitätsphänomene machen kann – was man präventiv entgegensetzen kann. Und wie man den Opfern helfen kann.

Wer ist von Gewalttaten besonders betroffen?

In Hamburg gibt es keine besondere Kategorie von Opfer. Es gibt beispielsweise eine Art Einbruchskriminalität oder Gewalttaten gegen Frauen. In letzter Zeit gibt es auch einen massiven Einstieg von gewalttätigen Übergriffen, die sich besonders gegen Flüchtlinge und ihre Einrichtungen richten.

Sind gewalttätige Vorfälle mit dem Ankommen von Muslimen gestiegen?

Meiner Meinung nach gibt es einige veränderte Kriminalitätsphänomene, die neuerdings bundesweit zu registrieren sind. Sie beziehen sich auf die Einbruchskriminalität sowie auf Straftaten im öffentlichen Raum. Die Aufklärung und Verfolgung dieser Straftaten sind notwendig und wichtig. Ein Bezug zu aktuellen Entwicklungen in der Zuwanderung lässt sich seriös aus meiner Sicht nicht herstellen.

Haben gewalttätige Phänomene ideologische Motive?

Das kann man nicht so leicht feststellen. Es ist aber wahr, dass es einen Zunahme an sogenannter Hasskriminalität gibt sowie an politisch motivierter Kriminalität – besonders rechtsorientiert, aber in manchen Bereichen auch links.

Welche konkreten Maßnahmen schlagen Sie vor, um eine weitere Zunahme zu verhindern?

Die Verfolgung von Gewalttaten ist zuerst Aufgabe von der Polizei und den entsprechenden Gerichten. Einmal die verbreitete Veränderung des Sicherheitsgefühls in der gesamten Bevölkerung erkannt, kann man dem durch Information und Prävention entgegentreten. Populistische und pauschale Vorwürfe gegen Flüchtlinge oder religiöse Minderheiten sind zu vermeiden.

Interview: ANNA DOTTI

Diskussion „Gewalt und Gewaltfreiheit in der Religion“ mit Antje Möller von den Grünen sowie dem Imam Ramazan Ucar, dem Pastor Uwe Onnen und dem Professor Wolfram Weiße: 18.30 Uhr, Haus der Patriotischen Gesellschaft, Trostbrücke 4

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen