heute in hamburg: „Betrifft auch die Deutschen“
Die Anderen Dass Sexismus Fremden zugeschriebenwird, war schon im Kolonialismus so, stimmte nie
31, arbeitet in einer Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Aus Angst vor rechten Bedrohungen möchte sie ihr Foto nicht veröffentlichen.
taz: Frau Gardi, was meinen Sie mit der Formulierung „Sexismus der Anderen“?
Nissar Gardi: Menschen, die nicht Teil der Mehrheitsgesellschaft sind, werden zu Anderen gemacht. Ihnen wird vorgeworfen, sexistisch zu sein. Der Sexismus wird also ethnisiert und kulturalisiert. Anstatt ihn in der Mehrheitsgesellschaft zu suchen, wird er auf konstruierte Gruppen verschoben. Sexistisches Verhalten ist aber ein Problem, das die gesamte Gesellschaft betrifft – auch die Mehrheit der Deutschen.
Wer sind diese Anderen?
In der aktuellen Debatte werden gerade Geflüchtete und Muslime zu Anderen gemacht. Dabei geht es nicht um die einzelnen Menschen, sondern um die Verhaltensweisen und Einstellungen, die ihnen kollektiv zugeschrieben werden. Über die Kultur, die Ethnie und die Nation werden Unterschiede zwischen dem Wir, das man vermeintlich kennt, und dem Fremden, vor dem man Angst haben muss, konstruiert.
Ist das ein neues Problem, das mit der Einreise der Flüchtlinge entstanden ist?
Nein, diese Muster und Mythen über das gefährliche Andere gab es schon im Kolonialismus und Nationalsozialismus. Bis heute wird Sexismus nicht als eine gesamtgesellschaftliche Struktur wahrgenommen. Heute wird er auf Schwarze verschoben.
Wie soll man mit dem Sexismus umgehen?
Wir müssen solidarisch mit den Opfern sein und müssen sie unterstützen. Frauen und Kinder, die von sexistischer Gewalt betroffen sind, dürfen nicht unsichtbar bleiben. Wir brauchen Gesetzgebungen, die den Sexismus als Problem identifizieren und strukturell verfolgen.
Warum wollen Sie am Samstag von Hamburg nach Köln fahren?
Die Stadt ist nach Silvester zum Symbol geworden. Am Samstag wird es endlich eine bundesweite Demonstration in Köln geben. Wir werden dort gegen Sexismus und Rassismus demonstrieren. Wir wollen aber auch aufzeigen, dass wir in unserer Gesellschaft Feminismus brauchen. Wir wollen aus einer linken, feministischen Perspektive über sexistische Probleme sprechen, ohne dabei in die Rassimus-Falle zu tappen. Ich hoffe, wir werden mit unserer Demo ein Signal an die Gesellschaft senden.
INTERVIEW: ANNA DOTTI
Mobilisierungsveranstaltung „Aufschrei um dem Sexismus der vermeintlich ‚Anderen‘“ zur Demo am 12. März in Köln: 19 Uhr, Centro Sociale, Sternstraße 2
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