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heute in bremen„Wenn Dreck rumliegt, kommt neuer dazu“

Caroline Lehnigk

Caroline Lehnigk 31, ist Quartiers-managerin bei Viertel e. V.

Interview Marie Gogoll

taz: Frau Lehnigk, sich zum Putzen zu motivieren kann ja ohnehin schon schwierig sein. Aber dann auch noch um 8 Uhr morgens – sind Sie optimistisch, dass genug Leute den Besen in die Hand nehmen?

Caroline Lehnigk: Tatsächlich haben die Händler*innen selbst diese Uhrzeit vorgeschlagen. Gerade morgens sind die Bürgersteige vom Vorabend oft noch besonders dreckig. Zum Glück haben sich schon über 20 Leute angemeldet, deshalb bin ich ganz zuversichtlich.

Richtet sich die Putzaktion nur an Händler*innen?

Die heutige Aktion richtet sich vornehmlich an Händler*innen, wobei natürlich alle eingeladen sind, mit anzupacken. Die Aktion soll aber regelmäßig stattfinden und sich dann auch mehr an die Anwohner*innen richten.

Worum geht es bei „Take Kehr“?

Wir möchten ein Zeichen setzen für die, die ohnehin jeden Tag vor ihrem Laden fegen und das Viertel damit sauber machen. Wir möchten zeigen, dass es im Interesse aller ist, wenn es hier sauber ist. Wenn wir es schön haben wollen, müssen wir auch selber anpacken.

Ist die Straßenreinigung denn nicht Aufgabe der Stadt?

Das ist richtig, aber die Kapazitäten der Bremer Straßenreinigung reichen schlicht nicht aus, um täglich alle Straßen zu fegen. Außerdem unterstützt uns die Stadt, indem sie uns das Equipment stellt. Auch die Initiative Clean Up Your City, die Bremer Wirtschaftsförderung und ein Projekt vom Mädchenkulturhaus, machen bei der Aktion mit.

Putzaktion „Take Kehr“: 8 bis 10 Uhr, Treffpunkt und Ausgabeort von Equipment und Westen ist der Ulrichsplatz

Wie kommt es, dass sie gerade jetzt zum Putzen aufrufen?

Durch Corona halten sich viel mehr Leute im öffentlichen Raum auf. Dadurch entsteht natürlich auch mehr Müll auf den Straßen. Wir möchten einem Broken-Windows-Effekt entgegenwirken: Wenn einmal Dreck rumliegt, kommt schnell neuer dazu. Das möchten wir vermeiden.

Zeichnet sich das Viertel denn nicht gerade dadurch aus, dass es hier etwas wilder zugeht und es auch ein bisschen dreckiger ist?

Natürlich möchten wir den Charakter des Viertels nicht ändern. Es geht uns nicht darum, alles aufzupolieren. Wir möchten nur dafür sorgen, dass es nicht noch weiter kippt und sich die Menschen hier gerne aufhalten.

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