heute in Bremen: „Mit Normalität brechen“
Workshop In Gröpelingen redet die Linksjugend über Genderwahn für Einsteiger*innen
20, ist in der Linksjugend, die in den Sommerferien noch weitere Workshops zu Selbstorganisation und Kapitalismus organisiert.
taz: Frau Fischer, als Einstiegsfrage dient ihr Veranstaltungsname: „LGBTQ* Hä?“
Anna Fischer: Identitäten können unübersichtlich sein und wir wissen das. Den Namen haben wir gewählt, um einen ersten Überblick zu geben, was für Identitäten und Orientierungen es so gibt. Viele Begriffe und Konzepte sind nicht allen bekannt.
Warum richtet sich die Veranstaltung explizit an Einsteiger*innen?
Wir wollen viele junge Leute ansprechen, die von dem Thema noch nicht so viel Ahnung haben. Es gibt viele Menschen, die Fragen haben und sich aber nicht trauen, sie zu stellen. Auch vermeintlich dumme oder nicht korrekte Fragen dürfen gestellt werden. Wer diskriminierende Sachen sagt, bekommt aber auch Feedback. Wir diskutieren, um ein Bewusstsein zu schaffen über eigene Stereotypen, die alle haben.
Niedrigschwellig gefragt: Was ist dieser Genderwahn? Und warum ist er wichtig?
In der Gesellschaft wird immer nur von zwei Geschlechtern gesprochen. Von Männern und Frauen, die gegenseitig auf sich stehen. Diese vermeintliche Normalität entspricht aber nicht der Realität. Viele Menschen wollen und können dem nicht entsprechen. Es ist wichtig, dass in Diskussionen viele Identitäten und sexuelle Orientierungen Teil unseres Denkens werden. Vorurteile, die vielleicht auch gar nicht böse gemeint sind, müssen reflektiert werden.
Wie ein Problembewusstsein schaffen?
Es werden Menschen sprechen, die aus ihrem eigenen Leben berichten. Es gibt einen inhaltlichen Überblick über die LGTBQ*-Begriffe und was sie bedeuten. Was heißt es zum Beispiel, im Alltag als Trans*-Person gesehen zu werden. Wir nähern uns im Gespräch über die eigenen Ideen und Vorstellungen. Eine Lehrerin von mir wurde mal gefragt, wie Schwule Sex haben. Sie antwortete mit Ekel: „Na, wo ist denn da noch ein Loch?“ Es ist wichtig, Normalität herzustellen und Ablehnung gegenüber „anderen“ sexuellen Orientierungen abzubauen.
Was ist besser: Sternchen, Unterstrich oder Binnen-I?
Ich würde das Binnen-I nicht benutzen, weil es keinen Platzhalter für Identitäten hat, die aus dem binären System herausfallen. Wir benutzen vor allem das Sternchen, aber der Unterstrich sagt im Grunde dasselbe aus.
Wann wird endlich das generische Femininum eingeführt?
Die Utopie ist eine Sprache ohne Geschlecht, aber das generische Femininum ist super, um mit der Normalität zu brechen. Es funktioniert gut als Provokation und Statement. Aufregung darüber ist entlarvend und lächerlich.
Interview: gjo
18:30 Uhr, Gröpelinger Heerstraße 120
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