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heute in Bremen„Vorkurs allein reicht nicht“

taz.salon Wissenschaft und Politik diskutieren, wie Schule auf junge Flüchtlinge reagieren sollte

Foto: Gymnasium Melle/Foto AG
Matthias Güldner

56, promovierter Politologe, ist schul- und kinderpolitischer Sprecher der Bürgerschafts-Grünen und Vorsitzender der Bildungsdeputation.

taz: Herr Güldner, wie gut schafft es Bremen, geflüchtete Kinder in die Schule zu inte­grieren?

Matthias Güldner: Wir sind jetzt auf einem guten Stand, was die Versorgung mit Schulplätzen angeht, also rein zahlenmäßig. Jetzt haben wir Zeit, uns auch um die Qualität zu kümmern. Zu differenzieren, was die einzelnen Schüler brauchen.

Zum Beispiel?

Es ging seit 2015 zunächst darum, die Schüler überhaupt zu versorgen, also mit einem Vorkursplatz, wo sie die deutsche Sprache lernen. Jetzt merken wir, es gibt mehr Schüler, als wir dachten, die überhaupt noch nicht alphabetisiert sind. Die brauchen spezielle Vorkurse. Andere wiederum können auch schneller in die Regelklassen wechseln. Das muss individuell betrachtet werden.

Man hört aus den Schulen, es gebe zwar die Sprach-Vorkurse für die Schüler, es fehle aber eine Sprachförderung für die Zeit danach, wenn die Kinder in der Klasse sind…

In Bremen sind sie auch schon während der Vorkurse in Regelklassen. Das hilft. Aber wir wissen, dass ein Vorkurs oft allein nicht reicht, um anschließend dem Fachunterricht zu folgen.

In Hamburg gibt es für diese Phase pro Kind eine feste Sprachförderrescource.

Die gibt es bei uns noch nicht. Wobei klar ist, dass sie notwendig ist.

Man hört, Bremen sei pleite. Das Bildungssystem sei seit Jahren unterfinanziert.

Im Vergleich zu Hamburg, ja. Allerdings ist Bildung ein Bereich, in dem Bremen seit Jahren die Ausgaben steigert, für mehr Lehrerstellen, Ganztagsschulen, Schulsozialarbeit zum Beispiel. Qualität ist aber nicht nur eine Frage der Ressourcen. Es gibt Schulen, die bundesweite Preise gewinnen.

Müsste nicht der Bund Geld geben für die Integration der Geflüchteten?

Ja. Es passiert zum Teil auch über die „Flüchtlingspakete“, die der Bund zusätzlich finanziert und die bei uns in die Schulen weitergegeben werden.

Bremen gilt als vorbildlich, eben weil die Kindern parallel zu den Vorkursen schon in eine Klasse integriert werden. Warum bilden Sie dann abweichend davon für die 9. und 10. Klassen Extra-Klassen?

Bei uns endet die 9. oder 10. Klasse der Oberschule mit einem einfachen oder mittleren Schulabschluss. Für manche in diesem Alter zugewanderte Schüler ist das eine unlösbare Aufgabe.

Dann verlassen sie die Schule ohne Abschluss?

Es gibt die Möglichkeit, im Anschluss den Schulabschluss nachzuholen.

interview kaj

taz.salon: Junge Talente – Wie Integration gelingt, mit Sharajeg Ehsasian, Martina Hilmer, Yasemin Karakașoğlu, Marc Milies, Barbara Schüll und Matthias Güldner, 19 Uhr, Lagerhaus

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