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die wahrheitdatsche revisited.

Ein Ausflug zum Wochenendhäuschen eines alten Freundes. Um 20 Uhr weht Grillanzünderduft durch den Mischwald.

Die Stimme am Telefon überschlägt sich. "Wir sind Hausbesitzer!", tönt mein alter Freund. Eine Datsche in der Uckermark haben sie sich gekauft, da, wo Kampfhund und Hase sich gute Nacht sagen. Und wann ich denn endlich mal vorbeikäme? Die Fliesen im Bad lägen auch schon fast.

"Du weißt doch, ich bin nicht so der Datschentyp", zögere ich die Antwort diplomatisch hinaus. Aber mein alter Freund lässt nichts gelten. "Nächsten Samstag, und du brauchst nicht mal etwas zum Grillen mitzubringen, hier ist sogar ein 'Plus'!"

Am Samstag schaffe ich im Wochenendstau stadtauswärts fast die gesamte Le Monde diplomatique. Nach Stunden donnere ich mit rüstigen 65 km/h an Groß- und Klein-Ziethen vorbei, an Finowfurt und Chorin. Kurz vor der polnischen Grenze rufe ich an, um mich zu vergewissern, ob ich die Abfahrt verpasst habe. "Nein", schreit mein alter Freund ins Telefon, "das ist schon richtig! Ist halt n Stück! Und nicht vergessen: hinter dem Schild 'Zum Schießstand' rechts!".

Ich hefte mich einem Auto mit Drei-Buchstaben-Kennzeichen an die Breitreifen, auf dessen Windschutzscheibe "Todesstrafe für Kinderschänder" steht. Hinter dem Schießstand rechts geht ein Sandweg zu einer Siedlung mit Häuschen auf absatzunfreundlichem Moosboden. Die winkende Stechmückenwolke im Garten der Nummer 16 ist mein alter Freund. Um ihn herum stehen die Reste umfangreicher Renovierungsarbeiten. "Ich habe mir das Knie ausgerenkt, weil ich die Decke gestrichen habe", sagt er gut gelaunt. Aus der Hütte kommen dumpfe, regelmäßige Patsch-Geräusche. "Meine Frau schlägt Fliegen tot", erläutert er.

Wir fahren mit dem Auto zum nahe gelegenen See und schleppen Decken, Taschen, Kinderspielzeug und Esspakete kilometerweit, um eine "besonders schöne Stelle" zu finden. Mein alter Freund schmeißt seine Familie jauchzend ins Wasser. Ihre Beinarbeit wirbelt den schlammigen Boden auf, faulige Blätter und verrottende Ästchen kleben an ihren Füßen. Ich bleibe draußen und vermische auf meiner Haut Autan mit Sonnenmilch zu einer klebrigen Emulsion. "Komm rein!", schreien sie. Aber ich war schon mal am Loch Ness und betrete keine Gewässer mit nicht sichtbaren Bodenfliesen.

Wir fahren zurück und bereiten einen Nudelsalat vor, denn am Abend kommen die Nachbarn. Um 19 Uhr bringt das tiefbraune ältere Ehepaar aus der Datsche rechts einen kunstvoll geflochtenen Knoblauchzopf, um 19.15 Uhr kommt der stiernackige Bewohner der Datsche links mit einem Trockenblumenstrauß und einer Flasche. Mein alter Freund hat ein Mini-Bierfass gekauft, auf dem zwei dicke Männer sich zuprosten, deren Modeljob bestimmt für einige Leute überraschend kam. Um 20 Uhr weht Grillanzünderduft durch den Mischwald, und fertig eingelegte Steaks von traurigen Schweinen brutzeln. Um 22 Uhr sind sämtliche Taschentücher mit meinem Heuschnupfen voll, und ich verabschiede mich. Hinter meinem Auto steht ein Golf mit der Aufschrift "Leben und leben lassen" über dem Konterfei eines Pitbulls.

"Ist es nicht herrlich hier?", fragt mein alter Freund, der mich zum Wagen bringt, sein Knie ist angeschwollen. "Hmpf", sage ich. "Na ja." Ich komme vom Land. Und bin dort weggezogen.

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