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die wahrheitDer Millionär der Schrauben

Jungregisseure dieser Welt, aufgepasst! Wir haben einen ganz wunderbaren Filmstoff für euch: Ein Arbeiter hat in seiner Firma...

WÜRZBURG ap/taz ...innerhalb von zwei Jahren rund 1,1 Millionen Schrauben gestohlen. Er hatte jeden Abend 2.000 bis 7.000 Schrauben aus dem Betrieb geschmuggelt. Lassen wir mal den realen Kern beiseite, dass es einen kriminellen Antrieb gab und der Dieb die Schrauben für schnöde 110.000 Euro über ein Internetauktionshaus zu Niedrigpreisen versteigerte - dann birgt dieser Millionenraub einen ungeheuer dramatischen Stoff. Wir sehen die Szenen schon vor uns: Wie der Schraubendieb jeden Abend Blut und Wasser schwitzt, wenn er seine schwere Beute davonträgt. Wie er, um der Entdeckung zu entgehen, immer neue Wege findet, die kleinen Teile hinauszuschmuggeln. Wie er zu Hause einen Schrein für die unzähligen Schrauben aller Arten und Größen errichtet, die er Nacht für Nacht sanft in die Hand nimmt und säuberlich einordnet. Wie er kurz vor der Festnahme eine Frau kennenlernt, der er alles gestehen will, und sie mitnimmt in sein geheimnisvolles Metallreich. Wie er auf der Anklagebank ein erschütterndes Geständnis ablegt und eine milde Strafe erhält, weil offenbar wird: Er ist ein Künstler, für den die Schraube das ist, was die Welt im Innersten zusammenhält. Was für ein großartiger Film! Ein Oscar wäre mehr als verdient.

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