die wahrheit: Die Allergrößte Null
Glaube Aktuell: Allerlei Wissenswertes über die Religionen dieser Welt
Wer glaubt, Religion sei eine unkomplizierte Sache, der hat sich geschnitten. Religionen sind meist hochkompliziert, wie die nachfolgende Reise durch die Welt des Glaubens zeigt.
In der Religion der Osterinsulaner ist der Verzehr von Baumstümpfen verboten. Seit die Insel gerodet ist, halten sich tatsächlich alle Gläubigen an die Vorschrift.
Nach dem Glauben der Fäzesianer entstand die Welt aus einem Furz Gottes. Indem er sich ausdehnte, gingen Zeit und Raum hervor und damit der Platz, in dem der Mensch entstehen konnte.
Für das Volk der Lalula ist die Null eine heilige Zahl, weil alles Sein nichtig ist. Da zugleich alles Sein Ausdruck und Verkörperung des Allerhöchsten Wesens ist, lobpreisen sie dieses als "die Allergrößte Null".
Für die Mitglieder der Neuchristlichen Kirche, der New Church of Holy Christ Inc., ist Gott allmächtig und hat deshalb neben einem Sohn auch drei Großmütter und mehrere Onkel. Jeder, der sich dieser Religionsgemeinschaft anschließt, darf sich fortan als einer der unzähligen Vettern Gottes fühlen. Der Zulauf ist enorm.
Das Paradies der Palem-Palem besteht aus Töpfen voll siedenden Pechs, in dem die Andersgläubigen gekocht werden, aus glühenden Zangen, mit denen die Leiber der Ketzer zerrissen werden, aus brennendem Schlamm, den die Zweifler zu essen haben, aus Nadeln, die den Atheisten in die Augen und Ohren gestochen werden, aus Peitschen, Streckbänken und Marterpfählen. Der Lohn aber der wahrhaft Gläubigen besteht für die Palem-Palem darin, dass es für sie nach dem Tod kein Fortleben gibt.
Wer der "Apostolischen Gemeinde der Straße zum Herrn" beitreten will, wird zum Zeichen der Aufnahme, der sogenannten Straßentaufe, von einer Dampfwalze überrollt.
Für die Anhänger einer aus dem Mittelalter stammenden und inzwischen weltweit verbreiteten Sekte, die sich für monotheistisch hält, ist ihr Stifter bloß ein Mensch, muss daher im Glaubensbekenntnis zusammen mit Gott genannt werden und darf ebenso wenig wie Gott abgebildet werden.
Im Glauben der Kühe sieht Gott aus wie eine Kuh.
In der Glaubenswelt der Eber hat Gott den größten Ringelschwanz.
Die Elefanten falten beim Beten die Rüssel.
Eine kleine Gruppe grönländischer Eskimos wanderte 1956 nach Israel aus, nachdem der Inuit Nanuk Aqak eine Vision hatte, derzufolge die Eskimos von den biblischen Hebräern abstammen und den verlorenen dreizehnten Stamm bilden. Nanuk Aqak verließ seine Stelle in der Fischfabrik und machte sich mit 13 Getreuen (darunter zwölf Robben) ins Gelobte Land auf, um das Königreich Gottes zu errichten. Seine Nachfahren in der Negev bauen Iglus aus Kameldung und züchten Robben, die mittlerweile allerdings Ziegen zum Verwechseln ähnlich sehen - ein Wunder, heißt es, das die Wahrheit von Nanuk Aqaks Vision beweise.
In der Kirche der Geheimsekte der Testikulari in Kalabrien ist die wöchentliche Beichte Pflicht jedes Epheben, der sie dem Herrn Pfarrer mit geschlossenen Augen im Beichtstuhl abzuzapfen hat.
Vollständige Verschwiegenheit, ja Geheimhaltung ist oberstes Gebot in der Glaubensgemeinschaft der Al-Walla-Halla-Sekte im Libanon. Die Gäubigen selbst kennen daher weder Riten noch Inhalte ihrer Religion bis auf die Vorschrift, dass Abtrünnige und Andersgläubige vom Erdboden zu vertilgen sind.
Kein großer Erfolg war zunächst der Inquisition im Mittelalter beschieden, weil jeder, der eine Hexe gesehen oder gehört hatte, als selber vom Teufel besessen galt und zum Lobpreis Gottes verbrannt werden musste. Ein Denunziant, ein Folterknecht, ein Inquisitor nach dem anderen endete auf dem Scheiterhaufen.
Einzigartig ist der Glaube, den das noch sehr junge Volk der Gargeln praktiziert: Danach ist der Mensch in Wahrheit ein Stück Seife. Er hat daher jeden Kontakt mit Wasser zu meiden, um nicht zu Schaum aufgelöst zu werden. Das fließende Wasser gilt als Inkarnation des Teufels.
Männer, Frauen und Kinder sind keine Menschen! Davon sind die Bo-Hei im Norden von Laos überzeugt, da in ihrer Heiligen Schrift an keiner Stelle das Wort "Mensch" auftaucht.
Die Angehörigen einer in Afrika verbreiteten Religionsgemeinschaft versammeln sich jeden Morgen auf einem Felsen und begrüßen andächtig die aufgehende Sonne. Wie die Gläubigen sich selber nennen, weiß niemand, allgemein bekannt sind sie jedoch unter dem Namen "Paviane".
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn
Kein Sparpreis, dafür schlechter Service
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Housing First-Bilanz in Bremen
Auch wer spuckt, darf wohnen
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett