Havard und die Wissenschaftsfreiheit: Studierende, kommt nach Deutschland!
Wenn ausländische Studierende an der US-Uni Harvard nicht mehr lernen dürfen, sollten sie bei uns aufgenommen werden. Hier gilt Wissenschaftsfreiheit.

K arl Lauterbach macht schon den ersten Schritt: Er lädt ausländische Forschende aus den USA nach Deutschland ein. „Wir bieten ebenfalls hervorragende Möglichkeiten und Perspektiven nach dem Studium“, sagt der Ex-Gesundheitsminister, selbst Absolvent und Gastprofessor an der US-Eliteuniversität Harvard. Dass Harvard auf Betreiben des US-Präsidenten Trump und des US-Heimatschutzministeriums die Berechtigung entzogen werden soll, ausländische Studierende auszubilden, erfordert nämlich eine deutliche politische Reaktion in Deutschland. Zwar hatte eine Bundesrichterin in Boston das Einschreibungsverbot für Ausländer gestoppt, aber in den USA ist das gerade keine Garantie, dass das auch so bleibt.
Und so könnten CSU-Forschungsministerin Dorothee Bär und CDU-Bildungsministerin Karin Prien Lauterbach folgen: Ja, liebe ausländische Studierende, kommt zu uns, wir freuen uns auch euch. Sie sollten zudem versichern, dass derart staatlicher Einfluss hierzulande unterbleiben wird. Das gebietet bereits die Wissenschaftsfreiheit im Grundgesetz, konkretisiert durch das Hochschulrahmengesetz. Hochschulen fördern demnach internationale Zusammenarbeit und „berücksichtigen die besonderen Bedürfnisse ausländischer Studenten“.
Um Menschen einander nahezubringen, sind Hochschulen wichtige Säulen der Weltgemeinschaft. Ohne sie wären Vorurteile und Berührungsängste noch bedrohlicher. Gemeinsames Lernen, akademischer Diskurs, studentische Freizeitgestaltung – all das ist hilfreich, um einander besser zu verstehen. Das muss staatlich gefördert werden, uneingeschränkt. Denn letztlich werden diese jungen Akademiker:innen oft in ihre Heimatländer zurückkehren und in wichtigen Positionen arbeiten. Ihre Erfahrungen bei uns werden dabei zeitlebens prägend sein.

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.
Deutschland sollte als weltoffenes akademisches Umfeld in Erinnerung bleiben, nicht als nationalistisches Land. Andernfalls wird auch das Bemühen um Wirtschaftswachstum belastet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!