piwik no script img

die dritte meinungEs gibt viele kluge Ökonominnen – doch in den Rankings kommen sie nicht vor, beklagt Elke Holst

Dr. Elke Holst

ist Forschungsdirektorin Gender Studies am Deutschen Institut für Wirtschafts­forschung (DIW Berlin).

Die „Ökonomenrankings“ sind wieder da. Die FAZ hat eines, die NZZ auch. Wir erfahren hier, wer die „einflussreichsten“, in Medien und Politik „an der Spitze“ stehenden „Ökonomen“ sind. Eigentlich sehr interessant. Auf den ersten Positionen tummeln sich Wissenschaftler, die schon aus den Listen der Vorjahre bekannt sind. Ihre Meinung hat Gewicht.

Das Auge gleitet die Liste hinab und spätestens zwischen Rang 10 und 20 drängt sich die Frage auf: Wo sind die Frauen? Gut, es heißt ja Ökonomen-Ranking – sind etwa nur Männer gemeint? Nein! Siehe da: Auf Platz 21 taucht die erste Frau auf. Insgesamt sind es acht. Acht von 101. Auch wenn ich die Ehre (das Glück?) habe, dazuzugehören – die Zahl ruft nach Veränderung.

Der rein männliche Blick in der Berichterstattung überrascht doch sehr. So wird nur im Ausnahmefall über das Ungleichgewicht im Ranking kritisch berichtet. Die Berichte konzentrieren sich meist auf die Männer auf den Spitzenrängen. Dank dieser unterstützenden Publizität wird schon mal eine Grundlage gelegt, auch im nächsten Jahr an der Spitze zu stehen.

Von (Spitzen-)Medien darf heute aber erwartet werden, dass sie blinde Flecken sichtbar machen. Wir alle sollten noch mal darüber nachdenken, wie diese Rankings mehr als Instrumente der Selbstbestätigung sein können. Ein Blick von außen auf unsere Arbeit und ein Vergleich zwischen uns, durchaus auch mit einer Rangordnung versehen, sind legitim. Aber Frauen, die in der ökonomischen Diskussion eine wichtige und zunehmende Rolle spielen, müssen hierbei fair repräsentiert sein. Mittlerweile finden sich unter den VWL-Studierenden über ein Drittel Frauen, in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften machen sie über die Hälfte der AbsolventInnen aus.Eine Selbstbestätigung von prominenten Männern im Mainstream festigt den sogenannten Malestream und damit lediglich bestehende Strukturen. Ein den „Blind Spot Ökonominnen“ überwindendes „Ökonom*innen-Ranking 2019“ hätte das Potenzial, frischen Wind in die Diskussion zu bringen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen