die dritte meinung: Briefwahl muss Standard werden, um jungen WählerInnen gerecht zu werden, sagt Arvid Schwerin
Arvid Schwerin
Jahrgang 1992, ist Mitglied der jungen Grassroots-Denkfabrik Polis180. Die Forderungen zur Vereinfachung politischer Beteiligung hat Polis180 als Petition auf change.org veröffentlicht.
Wir, die junge Generation, dürfen häufig lesen, dass wir in unserem Leben gut zu essen und ausreichend Liebe bekommen haben und somit gut gestärkt seien, um die Demokratie zu verteidigen. Bernd Ulrich von der Zeit nannte uns „die unpolitischste Nachkriegsgeneration“ in der „politischste[n] Situation der Bundesrepublik“.
Humbug! Das politische Interesse unserer Generation ist groß – und es wächst. Unsere üblichen Formen politischer Partizipation sind nur anders. Und sie könnten endlich als solche akzeptiert werden: beispielsweise Online-Petitionen, ethischer Konsum oder Engagement in sozialen Bewegungen und Nichtregierungsorganisationen. Wir sind nicht unpolitisch, sondern anders politisch!
Während unserer Kampagne „Demokratie braucht Dich“ haben wir mit Hunderten diskutiert, wie wir junge Menschen zu noch mehr politischer Partizipation bewegen können. Wir sind quer durch Deutschland gereist und haben junge PolitikerInnen, politisch Engagierte und Politikverdrossene gefragt: Was muss sich an den Strukturen ändern, damit sich junge Menschen mehr beteiligen? Eine wichtige Erkenntnis: Gerade unsere Generation wünscht sich bei Wahlen mehr Flexibilität. Deshalb haben viele von uns per Brief gewählt.
Nach der Wahl ist vor der Wahl. Deswegen fordern wir von der Bundesregierung: Politische Beteiligung in Form von Wahlen muss vereinfacht werden – und zwar durch die Briefwahl als Standardmodus. Außerdem soll die politische Beteiligung zwischen den Wahlen digital erweitert werden, zum Beispiel durch eine zentrale Online-Plattform, die BürgerInnen in Entscheidungsprozesse einbindet.
Auch Parteien müssen Plätze für die junge Generation frei machen, ihre digitalen Partizipationsmöglichkeiten weiterentwickeln, projektbezogenes Engagement ermöglichen und der großen Mobilität und Planungsunsicherheit unserer Generation Rechnung tragen. Das Angebot an politischen Beteiligungsformen muss sich nach den Menschen richten – nicht umgekehrt.
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