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Benutzt Fridays for Future Nazi-Parolen?

Beim Klimastreik am vergangenen Freitag demonstrierten FFF-Aktivist:innen vor der SPD-Parteizentrale in Berlin. In sozialen Medien kam ein alter Frage-Antwort-Kanon zum Einsatz: „Wer hat uns verraten?“ – „Sozialdemokraten!“ Darauf reagierten viele Sozial­demokrat:innen, aber auch Po­li­ti­ke­r:in­nen anderer Parteien sowie zahlreiche Kom­men­ta­to­r:in­nen empört und warfen den Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen vor, eine Parole aus der Nazizeit zu verwenden.

Richtig ist:

Der Spruch stammt aus den Tagen der Novemberrevolution von 1918. Zunächst benutzten ihn linksradikale Gruppen. Verrat erkannten sie gleich mehrfach. Da war die Zustimmung der SPD zu den Kriegskrediten für den Ersten Weltkrieg. Im Streit darüber spaltete 1917 die Partei, es führte zur Gründung der USPD. Dann wurden am 15. Januar 1919 die Arbeiterführerinnen Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg durch rechtsextreme Freikorpssoldaten ermordet, schon damals wurde der SPD-Poltiker Gustav Noske als Mitwisser verdächtigt, die geschichtliche Forschung hat das inzwischen bestätigt. Als Reichswehrminister war Noske auch für die anschließende Niederschlagung der Berliner Märzkämpfe verantwortlich, bei denen ca. 1.200 Menschen getötet wurden. Im Zuge der Weimarer Zeit bedienten sich dann auch nachweislich die Nationalsozialisten des Slogans, nach Kriegsende ging er aber wieder in linksradikalen Besitz über. Die 68er-Bewegung ergänzte den Reim auf Demonstrationen so: „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten! Und wer hatte recht? Karl Liebknecht!“ Regelmäßig findet sich der Spruch auf taz-Titelseiten. Jörn Kabisch

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