deeskalation: Greift ein!
Ganz egal was gestern Abend noch passiert sein sollte. Schon die Walpurgisnacht hat eine erstaunliche Neuerung gezeigt. Die Polizei hat sich zurückgehalten. So massiv, wie sie in den Jahren zuvor überall provokativ Präsenz zeigte, so perfekt hielt sie sich diesmal bis zum letzten Moment in Seitenstraßen verborgen.
Kommentar von GEREON ASMUTH
Dank der lobenswerten Vorgaben von Innensenator Ehrhart Körting überließ die Polizei trotz Bedenken die Festplätze am Oranienplatz und im Mauerpark den Feiernden. Natürlich schafft eine solche Deeskaltionsstrategie Freiräume. Und leider haben in Kreuzberg einige Übermotivierte und in Prenzlauer Berg einige Betrunkene diese Freiräume wieder für ihre absurden Gewaltspielchen missbraucht. Aber auch wenn „Law and Order“-Fans Körting nun Blauäugigkeit und Versagen vorwerfen, gescheitert ist sein Deeskaltionskonzept noch lange nicht. Im Gegenteil.
Im vergangenen Jahr hatten die Hardliner noch auf Kriminalisierung und Verbote gesetzt und damit erst recht Auseinandersetzungen provoziert. Der Erfolg dieser Strategie, so ihr Argument, werde sich erst nach einigen Jahren der Wiederholung zeigen.
Auch der verantwortliche Umgang mit den Freiräumen bedarf einer Lernphase. Der FU-Politologe Peter Grottian hatte im Vorfeld des 1. Mai zum Eingreifen der Vernünftigen aufgefordert. Wenn es einigen wenigen gelingt, bis dahin friedliche Feste zum Kippen zu bringen, so müssen sich auch die umstehenden Massen fragen, warum sie sich mit ihrer Rolle als Gaffer zufrieden geben und damit die Polizei zum Eingreifen zwingen. Dieses Lernpotenzial braucht eine zweite Chance.
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