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das wird„Wir sitzen nicht strickend auf dem Sofa“

In Hamburg nehmen die „Omas gegen Rechts“ das AfD-Wahlprogramm unter die Lupe

Interview Friederike Gräff

taz: Hoffen Sie, dass einen Abend über die Umwelt- und Sozialpolitik der AfD auch deren potenzielle Wähler:innen besuchen?

Hilde Vollmayr: Nein, davon gehen wir nicht aus. Das ist auch nur zum Teil unsere Zielgruppe. Wir wenden uns ganz stark an Nichtwähler:innen.

Erreichen Sie die denn mit solchen Veranstaltungen?

Das ist die Frage, die uns umtreibt. Wir sind viel auf der Straße mit Infoständen, da erreichen wir Menschen, die sich im Gespräch noch einmal überlegen, doch wählen zu gehen. Zu den Veranstaltungen kommen eher Leute, die schon engagiert sind oder überlegen, sich zu engagieren.

Wenn Sie sich – heute zusammen mit der Barmbeker Initiative Gegen Rechts – mit dem Wahlprogramm der AfD beschäftigen: Überrascht es Sie selbst immer nochmal, was darin steht?

Ich beschäftige mich schon länger damit und war doch überrascht, weil ich eine ständige Verschärfung in Richtung Völkisches sehe.

Hätten Sie ein Beispiel dafür?

Foto: privat

Hilde Vollmayr 68, ist seit vier Jahren bei den Omas gegen Rechts in Hamburg dabei.

In Hamburg-Eimsbüttel wird das Beiersdorf- Gelände bebaut. Die AfD behauptet, da würden Geflüchtete einziehen, was völliger Quatsch ist. Der Architekt sagte: Man kann im Innenhof dann wunderbar Espresso trinken. Daraufhin postet dann die AfD: Warum nicht deutschen Filterkaffee? Das geht also auch in völlige Albernheit hinein. In Hamburg gibt es manchmal noch das Bild, die AfD in Hamburg sei ganz anders als die Höcke-Partei. Aber je mehr man sich damit beschäftigt, umso deutlicher sieht man, wie die AfD doch eng in allen programmatischen Punkten zusammensteht.

Der Name „Omas gegen Rechts“ wirkt so freundlich – macht er Ihre Organisation harmloser, als sie es tatsächlich ist?

Ich finde, wir profitieren davon, weil viele Menschen mit „Oma“ etwas Positives verbinden – und gleichzeitig aber an alte Frauen denken, die strickend auf dem Sofa sitzen und nicht mehr auf die Straße gehen. Diesem Bild widersprechen wir aber als alte Antifaschistinnen. Ich denke, das führt zu einem Aha-Effekt.

Haben Sie nach den Enthüllungen um das Geheimtreffen von AfD und Neonazis in Potsdam nun mehr Interessent:innen?

Wir haben derzeit sechs Gruppen in Hamburg und überlegen, weitere zu gründen, weil wir so großen Zulauf haben.

Infoabend „Welche Ziele verfolgt die AfD in ihrer Sozial-und Umweltpolitik“: heute, 18 Uhr, Hamburg, Kreativhaus Eimsbüttel. Die Veranstaltung ist ausgebucht, weitere Termine unter: https://omasgegenrechts-nord.de

Wer klopft denn so alles an bei Ihnen?

Das sind meistens Frauen, die sich schon früher in ihrem Leben politisch interessiert haben, aber aus unterschiedlichsten Gründen lange nicht oder vielleicht auch noch nie engagiert. Für viele Menschen ist die Correctiv-Recherche ein Anstoß, sich zu engagieren.

Und wie sind Sie selbst dazu gekommen?

Ich habe den üblichen Verlauf mit Familienarbeit und einer sehr aktiven Berufstätigkeit. Punktuell habe ich aber immer wieder gedacht: auf diese Demonstration würde ich gerne gehen und habe niemanden gefunden, der mit mir da mitgehen wollte. Auf einer Demonstration habe ich dann die Omas gegen Rechts gesehen und gedacht: Das ist wunderbar, das ist ein geschützter Bereich für mich, mit denen zu demonstrieren, und so bin ich letztlich dazugekommen.

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