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das wird„In Großbritannien sind sie weiter“

Die Autorin Miriam Stein kämpft für bessere Unterstützung von Frauen in den Wechseljahren

Interview Eiken Bruhn

taz: Frau Stein, Ihr Buch über die Politik der Wechseljahre ist vor einem Jahr erschienen. Hat das Interesse nachgelassen?

Miriam Stein: Nein! Ich werde immer noch häufig eingeladen, darüber zu sprechen. Im März habe ich die erste Veranstaltung im Bundestag dazu moderiert, auf Einladung der CDU.

Im Februar hat mit Kellogg’ s das erste große Unternehmen angekündigt, die Arbeitsbedingungen für Mitarbeiterinnen in den Wechseljahren verbessern zu wollen.

Das ist dringend nötig. Wir können es uns nicht leisten, all diese Frauen als Arbeitnehmerinnen zu verlieren. In Großbritannien haben sich über 1.000 Firmen mit elf Millionen Mitarbeiter:innen, darunter BBC und öffentlicher Dienst, Maßnahmen verschrieben.

Welche sind das?

Ventilatoren am Arbeitsplatz gegen Hitzewallungen. Oder Toilettenkabinen mit Waschbecken, weil manche Frauen schwere Sturzblutungen haben. Die trauen sich wochenlang nicht auf die Arbeit, weil sie nicht mit blutigen Händen durch die Betriebs-Waschräume laufen wollen. Das Wichtigste ist aber Aufklärung, damit Kol­le­g:in­nen wissen, was los ist und wie sie unterstützen können. Barack O­bama hat mal wortlos ein Fenster geöffnet, als eine seiner Mitarbeiterinnen während einer Präsentation anfing stark zu schwitzen.

Manche sind ja zu platt zum Arbeiten.

Foto: Robert Rieger

Miriam Stein geboren 1977, ist Journalistin und Autorin. Sie leitet das Kulturressort der Zeitschrift Harper’s Bazaar.

Idealerweise würde man freie Tage wie die Bank of Ireland einräumen: Die Mitarbeiterinnen hatten Anspruch auf fünf solcher Tage. Leichter umsetzbar sind flexible Homeoffice-Tage, bei denen niemand nachfragt, wenn eine Frau in einer Sitzung die Kamera ausschaltet.

Warum gibt es das nicht längst alles?

Weil sich Frauen für die Wechseljahre schämen und erst jetzt öffentlich darüber sprechen.

Aber wäre es nicht besser, das Klimakterium als eine Phase anzuerkennen, in der Frauen nicht so funktionsfähig sind?

Klar wäre es toll, wenn man entscheiden könnte, sechs Jahre nicht oder nur ganz wenig zu arbeiten. Aber in unserem kapitalistischen System sehe ich da kein Entkommen. Solche Fehlzeiten wirken sich auf die Rente aus oder die Frauen können danach nicht mehr in ihren Berufen arbeiten, weil sie niemand mehr einstellen will. Und viele wollen weiter arbeiten, nicht zuletzt, um unabhängig zu bleiben.

Lesung „Die gereizte Frau“ mit Miriam Stein: Do, 19.30 Uhr, Bremen, Kulturzentrum Lagerhaus. Eintritt: 5 bis 15 Euro (nach Ermessen); das Buch ist im Goldmann Verlag erschienen (256 S., 18 Euro)

Als Kellogg’ s seine Wechseljahre-Politik verkündete, befürchteten viele, Arbeitnehmerinnen würden sich verletzlich machen, wenn sie sich mit so etwas Intimem outen.

Dass über Rückenprobleme offen geredet werden kann und Wechseljahresbeschwerden dem Intimbereich zugeschrieben werden, ist sexistisch. Beide sind Alterssymptome – warum soll man über das eine schweigen?

Eine Möglichkeit, Wechseljahresbeschwerden zu lindern, ist die Einnahme von Hormonen. Die werden in Deutschland mit äußerstem Misstrauen beäugt oder als neoliberale Lifestyle-Entscheidung diffamiert.

Ich verstehe das nicht so richtig. Vielleicht, weil es in Deutschland so eine Skepsis gegenüber allem gibt, was als „nicht natürlich“ gilt? Bei der Hormonersatztherapie kommt hinzu, dass die Pharmaindustrie lange sehr viel Geld damit verdient hat, dass Frauen jahrzehntelang mit krebserregenden Dosierungen und Hormon-Zusammensetzungen behandelt wurden. Dagegen hat der linksgerichtete Feminismus zurecht gekämpft, das sitzt wohl sehr tief. Aber keine Frau muss Hormone nehmen, vor allem nicht, wenn sie gar keinen Leidensdruck hat. Es ist auch nicht so, dass man die nimmt und dann ist alles gut, weil sie immer angepasst werden müssen an die körpereigene Hormonproduktion. Und ich habe immer mal wieder Beschwerden, obwohl ich sie nehme, aber ich stehe nicht mehr völlig neben mir oder liege im Bett, weil ich mich übergeben muss, wenn ich aufstehe.

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