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das wird„Bis heute beispielhaft“

Was ein kurzlebiges College in den ländlichen USA zum guten Vorbild macht – nicht nur für Kunsthochschulen

Interview Alexander Diehl

taz: Frau Meyer, Herr Dreyblatt, was ist so interessant ein einem seit Jahrzehnten nicht mehr aktiven College in der US-amerikanischen Provinz?

Arnold Dreyblatt: Vielleicht müssen wir mit dem historischen Hintergrund beginnen. Das Black Mountain College wurde 1933 gegründet …

… in Asheville, North Carolina, wo es 1957 wieder schloss.

Foto: privat

Petra Maria Meyer

*1958, ist Professorin für Kultur- und Medienwissenschaften an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel.

Dreyblatt: Die Lehrtätigkeit in Black Mountain war in der Vorkriegszeit durch die Ankunft zahlreicher europäischer – und vor allem deutscher – Intellektueller geprägt. Vor allem Josef Albers, der erste Rektor.

Letzter Leiter des Bauhauses.

Dreyblatt: Die Philosophie von John Dewey war ein sehr wichtiger Impuls, insbesondere seine Ideen über die zentrale Rolle der künstlerischen Erfahrung in der Bildung. Interdisziplinarität und Kollektivität sind auch heute noch ein wichtiges Thema in der Kunst, und Black Mountain ist in dieser Hinsicht beispielhaft. Die Nachkriegszeit war geprägt von vielen bedeutenden amerikanischen Künstlern und Denkern – dem Komponisten John Cage, den Malern Willem de Kooning und Robert Rauschenberg oder dem Architekten Buckminster Fuller – um nur einige zu nennen.

Buchpräsentation „Black Mountain College as Multiverse“:

Di, 7. 2.,19:00 Uhr, Kiel, Muthesius Kunsthochschule, Glassaal

Black Mountain College as Multiverse, Hg.: Arnold Dreyblatt, Petra Maria Meyer. Kettler Verlag 2022, 560 S., 75 Euro

Petra Maria Meyer: Für die wegweisenden Impulse, die von dort ausgingen, kann man exemplarisch auf das „Untitled Event“ hinweisen, in dem durch John Cage, Merce Cunningham, Robert Rauschenberg und andere 1952 erstmalig die sonst dramaturgisch gesetzten Sinnklammern für das Wechselspiel der Künste ersetzt wurden durch „time brackets“, Zeitklammern. Doch nicht nur neue künstlerische Praktiken wurden im Beziehungsspiel zwischen „Tun und Erleben“(Dewey) möglich.

Was noch?

Meyer: Es wurden auch neue Erkenntnisprozesse generiert. Dabei war der Austausch zwischen Theorie und Praxis grundlegend. Leider verhindern bis heute viele „Grabenkämpfe“ an Kunsthochschulen solche wichtigen Synergieeffekte. Wir versuchen das an der Muthesius anders zu machen. Insofern war das BMC schon eine Art Modell, als sich Strukturen wieder verfestigt haben, die damals sozusagen aufgelöst wurden.

Foto: xy

Arnold Dreyblatt *1953 in New York, hat von 2009 bis 2022 an der Muthesius Kunsthochschule Medienkunst unterrichtet.

Welche Strukturen?

Meyer: Dewey forderte die Förderung individueller Fähigkeiten jedes Einzelnen. Der Unterricht war insofern weniger verschult. In Kooperation mit den Lehrenden konnte jeder sich seinen Studienplan selbst erstellen. Immer noch wichtig ist auch die pädagogische Ausrichtung Deweys auf demokratische Ideale: Eigeninitiative, Kooperation und soziale Verantwortung. Bezogen auf eine neue Aufgeschlossenheit für „Künstlerische Forschung“ bietet das BMC ebenfalls wichtige Impulse. Ein Studium an einer Hochschule sollte jungen Menschen Raum und Zeit geben sollte zur individuellen Selbstbildung – nicht nur zur allgemeinen Selbstverwertung.

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