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Influencer Fabian GrischkatStolzer Instagram-Konter gegen Rechts

Der queere Social-Media-Star Fabian Grischkat hat sich den Begriff „Stolzmonat“ als Marke gesichert. Rechte hatten vergeblich Widerspruch eingelegt.

Stolz auf Hausmannskost, „Tatort“ und seinen Umgang mit Rechts: Der Moderator und Influencer Fabian Grischkat Foto: Christoph Hardt/imago

Warum kompliziert, wenn es einfach geht? Bevor wir also mehr über den Influencer Fabian Grischkat erfahren, erzählt uns Fabian Grischkat in zwei ganzen und zwei halben Sätzen doch einfach selbst, warum sogar die konventionellen Medien gerade über ihn berichten. Dazu ein Blick in ein Instagram-Video, das er am Wochenende gepostet hat: Satz 1: „Letztes Jahr habe ich die Marke ‚Stolzmonat‘ angemeldet.“ Satz 2: „Die Rechten legten Widerspruch ein.“ Halbsatz 3: „Und verloren das Verfahren.“ Halbsatz 4: „Happy Pride.“ Protagonist, Antagonist, Drama, emotionaler Höhepunkt – alles da, in wenigen Sekunden.

Grischkat muss in dem Video kein Wort sprechen, stattdessen erscheinen die Sätze eingeblendet. Man sieht ihn mit einem Blumenstrauß und einer Sektflasche – erst in der Berliner U-Bahn und im Aufzug, dann Schaumwein spritzend auf einem Parkdeck. Traumjob Influencer? Na ja: Gerade linke und linksliberale Influencer müssen sich qua Beruf leider oft mit rechtem Dreck im Internet herumschlagen.

Der 24-jährige Grischkat ist seit über zehn Jahren in den sozialen Medien aktiv. Heute vermittelt er als „Newsfluencer“ der Generation Z politische und gesellschaftliche Inhalte – verständlich und prägnant. Er erklärt seinen 180.000 Followern zum Beispiel, warum die AfD eine problematische Partei ist. Doch der Hass, den er von Rechten erfährt, hat wohl auch mit seinem Lebensstil zu tun: Grischkat lebt in Berlin (!), ernährt sich vegan (!!), und er machte 2020 seine Bisexualität (!!!) öffentlich.

Vergangenes Jahr im Juni, in dem die Queer-Community den Pride Month feiert, fiel Grischkat auf, dass einschlägige Personen im Netz immer mehr Deutschlandfahnen zusammen mit dem Hashtag „stolzmonat“ posteten. Es ist der Versuch von Rechten, das Gefühl von Vielfalt und Lebensfreude in Hass auf alles „Woke“ zu übersetzen.

Doch Grischkat wollte dieses Narrativ nicht einfach kampflos den Rechten zu überlassen. Er meldete den Begriff im vergangenen Jahr beim europäischen Marken- und Patentamt (EUIPO) an und verkauft seitdem im Internet unter anderem T-Shirts mit dem Aufdruck „Stolz Monat“ und den Konterfeis der lesbischen Volkssängerin Claire Waldoff, dem Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld und der im ehemaligen Westberlin auch als „Soul­tunte“ bekannten Melitta Sündström. Einen Widerspuch gegen die Markenrechte wies das ­EUIPO in der vergangenen Woche zurück.

Hausmannskost und „Tatort“

Im Gespräch mit der Berliner Morgenpost sagte Grischkat im vergangenen Jahr, dass er stolz auf vieles sei, sogar auf deutsche Hausmannskost oder den „Tatort“. Er sei niemand, der spalten möchte. Tatsächlich sind seine Videos auch nicht die eines Fanboys der Linken.

Im Vorfeld der Bundestagswahl 2025 erlangten seine Interviews in Jugendsprache mit Vertretern aller demokratischen Parteien mediale Aufmerksamkeit. Auch gab er in einem Spiegel-Interview neulich zu, dass er den politischen Kommunikationsstil von CSU-Chef Markus Söder im Internet durchaus für andere empfehle.

Nicht mal die Deutschlandfahne findet Grischkat so richtig schlimm: „Man kann an einem Tag ins Fußballstadion gehen und die Deutschlandflagge schwenken und am nächsten Tag auf dem CSD Regenbogenfarben tragen“, sagte er der Morgenpost. Fans beiderlei Flaggen sind tatsächlich nicht allzu häufig anzutreffen.

Bundestagspräsidentin Julia ­Klöckner hatte sich jüngst geweigert, die Pride-Flagge zu hissen. Vielleicht sollte man ihr Grischkats Account ans schwarz-rot-goldene Herz legen.

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1 Kommentar

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  • Wenn sie denn ein Herz hätte.