Feindbild für Trump-Anhänger: Tiktok-Superstar Khaby Lame muss die USA verlassen
Für rechte US-Influencer ist er ein „linksextremer Tiktoker“: 162 Millionen Menschen folgen dem Italiener Khaby Lame. Die USA musste er nun verlassen.

Mit wenigen Mitteln hat Khaby Lame eine Weltkarriere gemacht: Ein Hochziehen der Augenbraue, ein verwirrter Blick in die Kamera, ein Zeigen mit dem Finger. Seringe Khabane Lame, genannt Khaby, wurde während der Coronapandemie mit simplen Videos berühmt. Darin reagiert er auf unnötig komplizierte Life-Hacks – also Tipps und Tricks für den Alltag, die das Leben eigentlich vereinfachen sollen, aber in diesen Fällen mehr Chaos als Hilfe stiften. Statt sie zu kommentieren, zeigt er mit seiner starken Gestik und Mimik, wie absurd diese Hacks sind. In einer Welt, die ständig nach Optimierung strebt, zeigt er, wie es leichter geht. Und das begeistert Millionen Menschen auf der ganzen Welt.
Geboren im Senegal, aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen in Italien, ist Lame heute der reichweitenstärkste Tiktoker der Welt. Über 162 Millionen Menschen folgen ihm auf der Plattform, weitere 80 Millionen auf Instagram. Und das alles, ohne ein einziges Wort sagen zu müssen. Zudem ist er Goodwill-Botschafter von Unicef bei der er sich für Kinderrechte engagiert. Lame ist seit 2022 italienischer Staatsbürger.
Doch seit seiner Ausweisung aus den USA steht er in den Schlagzeilen. Eigentlich war dies eine rein formale Angelegenheit. Lame durfte noch am selben Tag freiwillig ausreisen und flog nach Kanada.
Rechte Hetze ohne jede Logik
Online wurde er daraufhin allerdings vom rechten Influencer Bo Loudon als „linksextremer Tiktoker“ und „illegaler Ausländer“ bezeichnet. Er selbst habe Lame bei den Behörden gemeldet, behauptet er. Niemand stehe über dem Gesetz, die USA sei eine Nation der Gesetze.
Loudon ist mit Donald Trumps Sohn Barron befreundet und unterstützt Trumps Politik besonders auf Social Media. Lames Festnahme vereinnahmte Loudon für Trumps aggressive Antimigrationspolitik. Dass Lame besonders Aufmerksamkeit bekommt, dürfte nicht nur an seiner weltweiten Bekanntheit liegen, sondern auch daran, dass er Schwarz ist. Loudons Vorwürfe entbehren jeder Logik, denn Lame reiste als Tourist ein. Dass rechte Hetze nicht differenziert, ist aber bekanntlich nichts Neues. Der Vorwurf, Lame sei linksextrem, dient ebenfalls allein dazu, Feindbilder zu schüren.
Es ist nicht die erste symbolpolitische Inszenierung, mit der die aggressive Antimigrationspolitik Trumps legitimiert werden soll. Fälle wie dieser werden gezielt genutzt, um ein Bild von „illegaler Einwanderung“ zu zeichnen, das meist Rassismus reproduziert und umso stärker polarisiert. Der mediale Angriff auf Lame folgt einem bekannten Muster: Auch wer rechtlich korrekt einreist, kann zur Projektionsfläche rechter Hetze werden – ganz besonders, wenn man nicht weiß ist.
Das Beispiel von Khaby Lame zeigt: Auch berühmte Persönlichkeiten bleiben nicht von Trumps harter Antimigrationspolitik verschont. Er steht sinnbildlich für die Härte einer Politik, die unter Trump immer aggressiver, selektiver und diskriminierender wurde.
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