Osnabrücks OB Katharina Pötter: Auf Kriegsfuß mit der Kulturverwaltung
Osnabrücks CDU-Oberbürgermeisterin Katharina Pötter stürzt sich in Kämpfe mit ihrer eigenen Kulturverwaltung. Sie enden in Niederlagen.

Pötter zieht dabei Zettelchen aus einer Glasvase, die Fragen wirken ebenso vorbereitet wie die Antworten. Harmlos ist das, Geplätscher. Oberbürgermeisterin zu sein, sei „der tollste Job dieser Stadt“, sagt Pötter auch. Pötter, seit Ende 2021 im Amt, in Osnabrück davor Stadträtin für Soziales und Bürgerservice, vermittelt von sich gern ein Bild der Unaufgeregtheit und des Pragmatismus.
Auch ein Bild der Offenheit und Nahbarkeit vermittelt sie gern. Beim Christopher Street Day (CSD) 2024 ging das allerdings ein bisschen schief. Der CSD Osnabrück hatte Pötter als Schirmfrau vorgestellt.
Aus der LGBTQIA+-Community gab es dagegen flammenden Protest: Das Motto des CSD, „Kunterbunt statt Kackbraun“, verliere „irgendwie ziemlich an Überzeugung“, so eine Erklärung mit Unterzeichnern vom Feministischen Streikbündnis bis zum Lesekreis Kritische Männlichkeiten, wenn „eine kackbraune CDU“ präsent sei. Lokal gebe es „Beispiele für die Queerfeindlichkeit der CDU und Pötters selbst“, schreiben sie. „Kurz nach ihrer Wahl zur Oberbürgermeisterin wurde im Rat der Stadt beschlossen, die kurz zuvor eingeführte Verwendung von Gendersprache wieder zurückzunehmen.“
Antrag auf Schließung der Kunsthalle
Die Juristin, 46, verheiratet, Mutter von drei Kindern, hat 18 Jahre im Osnabrücker Stadtrat gesessen. Beruflich war viel Verwaltung dabei: Niedersächsische Landesschulbehörde, Niedersächsisches Kultusministerium, Niedersächsisches Innenministerium.
In ihrer Antrittsrede als Oberbürgermeisterin sagt sie, was man zu solchen Gelegenheiten eben so sagt: „Gewaltige Aufgaben liegen vor uns.“ Von Visionen ist in der Folge wenig zu sehen. Dafür stürzt sich Pötter in Auseinandersetzungen mit der Kulturverwaltung der Stadt. Sie enden in Niederlagen.
Jüngstes Beispiel: Pötters Versuch, Anfang Juni im Rat der Stadt den Antrag von Kultusdezernent Wolfgang Beckermann ablehnen zu lassen, über das reguläre Pensionsalter hinaus noch ein weiteres Jahr im Amt zu bleiben. Pötter hätte Beckermanns Job gerne an sich gezogen. Die Mehrheit des Stadtrats schmetterte das ab: Beckermann darf bis Oktober 2026 bleiben.
Dass es die Kultur unter Pötter besser hätte, darf bezweifelt werden. Schließlich waren es Osnabrücks CDU-Kreisverband und -Ratsfraktion, die 2024 forderten, die Ausstellung „Kinder, hört mal alle her!“ der Kunsthalle zu schließen. Eine Welle der Empörung brandete ihnen entgegen.
Auf die Kunsthalle hat Pötter sich eingeschossen. Sie hat deren Standort für einen „Dritten Ort“ ins Gespräch gebracht, mit „Kultur, einer großen Bibliothek und viel Raum zum Verweilen und für Begegnungen“. Ihr gehe es „nicht darum, die Kunsthalle abzuschaffen“, sagt Pötter 2022 der taz, „sondern sie in ein größeres Konzept zu integrieren“.
Beckermann hatte sich damals für den Status quo der Institution stark gemacht. Anfang 2023 ging Pötters Antrag im Stadtrat brachial baden. Pötters Amtszeit endet 2026. Wird sie wiedergewählt, hat sie weitere acht Jahre für Fehden mit der Kultur. Gewinnen wird dabei keiner.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!