das portrait: Steakhaus-Erbin Christina Block wegen Entführung der Kinder angeklagt
Es ist ein spektakulär eskalierter Sorgerechtsstreit: Seit Jahren kämpft die Hamburger Unternehmerin Christina Block um das alleinige Sorgerecht für zwei ihrer vier Kinder. Ein ewiges Gezerre, wie es oft vor Familiengerichten verhandelt wird: Beide Elternteile wollen die Kinder für sich. Gutachten sollen dann klären, was die Kinder selbst wollen – in diesem Fall angeblich beim Vater, Blocks Ex-Mann, bleiben – und am Ende ist mindestens eine Partei frustriert.
Im Fall der Block-Kinder hat dieser Frust bei der Mutter womöglich ein erstaunliches Maß an krimineller Energie freigesetzt – sollte die Anklage zutreffen, die die Staatsanwaltschaft Hamburg jetzt gegen sie und sechs weitere Verdächtige erhoben hat: Christina Block soll die gewaltsame Entführung ihrer Kinder in Auftrag gegeben haben. Angeklagt ist auch ihr Lebensgefährte, der prominente ehemalige Fußball-TV-Moderator Gerhard Delling.
Block, ausgebildete Hotelfachfrau, ist Erbin der europaweit agierenden Hamburger Steakhouse-Kette Block House. 2019 war sie Wirtschaftsexpertin im Kompetenzteam für den damaligen CDU-Kandidaten für die Hamburger Bürgerschaftswahl. Ihr Vater Eugen hatte das Steak-Unternehmen 1968 mit einer Filiale in der Dorotheenstraße im Hamburger Norden gegründet. Inzwischen betreibt man laut eigener Auskunft 55 Filialen, unter anderem in Spanien, Portugal und Österreich. Auch das Hamburger Fünfsternehotel „Grand Elysée“ gehört zur Block-Gruppe; insgesamt beschäftigt das Unternehmen mehr als 2.700 Mitarbeiter*innen.
Die 51-Jährige Block gilt als politisch bestens vernetzt, wie unlängst auch die Wochenzeitung Die Zeit in einem minutiösen Dossier zum mutmaßlichen Entführungsfall darlegte. Den FDP-Politiker Wolfgang Kubicki, zu dem Zeitpunkt Bundestagsvizepräsident, soll sie dazu bewegt haben, sich bei der dänischen Botschaft für ihren Fall einzusetzen. Dort, in Dänemark, lebt Blocks Ex-Mann Stephan Hensel mit den beiden gemeinsamen jüngeren Kindern: einer Tochter und einem Sohn, 2010 und 2013 geboren.
Im August 2021 eskaliert die Situation: Die Kinder sollen übers Wochenende beim Vater in Gråsten, ein Ort an der deutsch-dänischen Grenze, zu Besuch sein. Hensel behält sie dann dort, weil sie offenbar nicht zur Mutter zurückwollen. Die ältere Schwester, damals 15, zog in den Wochen zuvor bereits auf eigene Faust zum Vater. Die Zeit berichtet über Gewaltvorwürfe der älteren Tochter gegen die Mutter, die auch die jüngeren Geschwister geschlagen haben soll.
Das Hamburger Familiengericht urteilt im Herbst 2021 zugunsten des Vaters, das Oberlandesgericht aber wenig später zugunsten der Mutter. Der Vater, Stephan Hensel, gibt die Kinder dennoch nicht heraus. Silvester 2023/24 dann schließlich die mutmaßliche Entführung der Kinder von einer Restaurantterrasse, bei der der Vater niedergeschlagen und die Kinder teils gefesselt im Auto über die Grenze gebracht worden sein sollen. Christina Block soll dafür unter anderem einen israelischen Ex-Militär bezahlt haben. Die mutmaßliche Entführung endet Anfang Januar 2024 bei der Mutter in Hamburg und damit, dass ein Gericht im Eilverfahren erneut die Kinder dem Vater zuspricht, wo sie nun auch wieder sind.
Das Landgericht muss nun über die Zulassung der Anklage entscheiden. Egal, wie ein mögliches Urteil ausfällt, scheint es ein Fall mit vielen Verlierern zu sein. Nicht zuletzt mit Blick auf die umkämpften Kinder. Anna Klöpper
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen