das portrait: Fußballerin Dana Marquardt geht freiwillig runter
Als im Mai 2012 der Hamburger SV eine folgenschwere und heftig kritisierte Entscheidung traf, unternahm Dana Marquardt gerade ihre ersten Schritte im Fußball. Der Traditionsclub entschied zu jener Zeit, das Frauen-Team aus der Bundesliga zurückzuziehen. Aufgrund eines Fehlbetrages von rund fünf Millionen Euro bei den damals noch in der Bundesliga spielenden Männern sollte anderswo im Verein gespart werden.
Der Frauen-Abteilung fehlten seinerzeit rund 100.000 Euro, um die kommende Saison bestreiten zu können. Dieses Finanzloch wollte der Klub nicht mehr stopfen. Die Folge: Das Team zerfiel, und danach war die drittklassige Regionalliga Nord mit Spielen gegen den FC Bergedorf 85 und Eintracht Immenbeck die neue sportliche Realität.
Es dauerte etwas, aber im November 2019 wurde beim HSV die Entscheidung als „nicht in Ordnung“ erkannt. Präsident Marcell Jansen bezeichnete die Rückkehr in die Bundesliga als „Traum“. Der HSV setzte wieder auf seine Fußballfrauen, die zeitweilig sogar in der viertklassigen Verbandsliga gespielt hatten. Dana Marquardt kickte zu dem Zeitpunkt noch beim SV Walddörfer im Mittelfeld und galt schnell als Talent.
Über eine Zwischenstation beim Zweitligisten Henstedt-Ulzburg landete sie Ende 2022 beim HSV. Acht Tore steuerte sie in der damaligen Rückrunde zum Zweitliga-Aufstieg bei.
Bald darauf verkündete der HSV, dass der Vertrag mit Marquardt bis zum 30. Juni 2025 verlängert worden sei. Die Polizistin galt als Hoffnungsträgerin für die Bundesliga-Rückkehr. Zumal Marquardt auch ihre emotionale Verbundenheit zum Verein überdeutlich zum Ausdruck brachte: „Seit ich klein bin, stehe ich mit meinem Vater bei Heimspielen auf der Nordtribüne. Der Verbleib beim HSV ist für mich eine Herzensangelegenheit. Ich bin sehr glücklich, weiter mit der Raute auf der Brust zu spielen.“
Nun aber hat sich zur allgemeinen Überraschung herausgestellt, dass sie den Kreis offenbar doch noch etwas schöner findet als die Raute. Sie ist gerade vom HSV zu jenem Verein gewechselt, auf dessen rundem, gelben Logo in schwarzer Schrift die Buchstaben „BVB“ zu lesen sind. Vom aktuellen Zweitliga-Fünften HSV, der dank der Bundesliga-Aufstockung gute Aufstiegschancen besitzt und für den sie in 60 Partien 29 Tore erzielte, zu Borussia Dortmund, dessen Frauen in der viertklassigen Westfalenliga spielen.
Der BVB kämpft dort mit dem ewigen Rivalen Schalke 04 um den Aufstieg. „Ich habe in den persönlichen Gesprächen gemerkt, welche professionellen Strukturen hier in Dortmund gegeben sind“, wird die 27 Jahre alte Polizistin in einer BVB-Vereinsmeldung zitiert. „Neben meiner beruflichen Karriere kann ich hier weiterhin auf hohem Niveau Fußball spielen und freue mich auf diese neue Herausforderung.“
Nachfragen zu den Gründen wollen Marquardt und der BVB vorerst nicht beantworten. „Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass Dana Marquardt derzeit noch nicht für ein Interview zur Verfügung steht. In Absprache mit der Spielerin haben wir entschieden, dass sie zunächst weitere Spielpraxis sammeln soll“, hieß es in der Antwort-Mail . Christian Görtzen
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