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das portraitRechtsradikaler Bauernführer Anthony Leeverlässt die Freien Wähler

Foto: Julian Stratenschulte/picture alliance

„Ich habe doch keinen Bock, bei so einer Scheiße mitzumachen“ – gewohnt selbstgerecht und vulgär hat Agrar-Influencer Anthony Lee seinen Austritt aus der Partei Freie Wähler erklärt. Die „Scheiße“, die er meint, ist die Abgrenzung von der rechtsextremen AfD. Dass die Freien Wähler eine Kooperation mit ihr ausschließen, fand der 48-jährige Wortführer der Bauernproteste des vergangenen Winters schon lange falsch. Dass der EU-Wahl-Kandidat jetzt öffentlich für ein Bündnis der CDU mit der AfD plädiert hat, hat für seine Partei das Fass zum Überlaufen gebracht.

„Herr Lee kommt mit seinem Austritt einer Parteiordnungsmaßnahme zuvor“, teilte Eike Jan Brandau, Bundespressesprecher der Freien Wähler, am Montag der taz mit. Der Landwirt aus dem niedersächsischen Rinteln habe am 8. November als Hauptredner an der Demonstration „Bielefeld steht auf. Gegen den Volksbankrott. Lichterspaziergang“ teilgenommen. Zu der Veranstaltung hätten mehrere „problematische“ Organisationen, darunter „Querdenken“ eingeladen. „Herr Lee hat dort für eine schwarz-blaue Koalition aus CDU und AfD geworben“, so Brandau. Daraufhin hätten die Freien Wähler ein Ordnungsverfahren gegen Lee eröffnet.

Er bestätigte in einem am Wochenende veröffentlichten Youtube-Video, dass er bei der Demonstration gesprochen habe. Lee behauptete, er wisse nicht, wer ihn eingeladen habe, obwohl er zuvor beim Bündnis aufgetreten sei. Der Influencer ergänzte, er habe dort für „einen Richtungswechsel“ in Deutschland geworben. „Und das geht eigentlich nur – wenn man ehrlich ist – mit Schwarz-Blau“, so Lee. Dafür „kriege ich jetzt ein Parteiordnungsverfahren an den Hals“. „Ich werde keine Partei gründen“, denn „es ist alles da“ (an Parteien), ergänzte Lee. Stattdessen werde er seine Reichweite – zum Beispiel bei Youtube mehr als 150.000 Abonnenten – nutzen.

Lee war Beisitzer im Landesvorstand Niedersachsen der Freien Wähler. Bis Juni 2024 war er Bundessprecher der Bauernprotestbewegung „Landwirtschaft verbindet Deutschland“ (LSV). Den Posten verlor er, nachdem er gegen die Agrarsoziologin Janna Luisa Pieper vor Gericht unterlegen war. Lee wollte ihr die Äußerung verbieten lassen, dass er durch „rechts­extreme bis hin zu rechtspopulistischen Aussagen aufgefallen“ sei.

Seine Aussagen sind teils auch schlicht falsch. Bei einer Blockadeaktion auf einer Autobahn Mitte Januar behauptete er, Politiker wollten Bauern ihr Land zugunsten von Flüchtlingen wegnehmen. Dabei hatte niemand in der Ampelkoalition eine Enteignung von Höfen gefordert.

Bei einer Veranstaltung der Werte-Union 2021 sagte er: „Mein Vater war britischer Soldat bei der Rheinarmee. Und mein Opa war Waffen-SS-Offizier. Das heißt also, wenn ich Klartext spreche, hat das seine Gründe.“ Die Waffen-SS war für zahlreiche Massaker im Zweiten Weltkrieg verantwortlich.

Ausdrücklich im Zusammenhang „mit ­Migrationsgeschichten“ erklärte der Landwirt, der früher Polizist war, 2008 habe es bei der Berliner Polizei eine Anordnung gegeben, dass „zwei Polizistinnen nicht allein Streife fahren dürfen“ – was die Polizei aber dementierte. ­Zudem stellte der Bauernführer die Verantwortung des Menschen für den Klimawandel infrage. „Wie weit der menschengemacht ist, ja, darüber kann man ja streiten“, sagte er.

Viele dieser Ausfälle passierten vor seiner Zeit bei den Freien Wählern. Aber erst jetzt hat die Partei die Reißleine gezogen.

Jost Maurin

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