das portrait: Julia Pfeiffer-Schlichtinghat Tierschutz zum Beruf gemacht
Niedersachsen hat eine neue Tierschutzbeauftragte. Seit dem 1. Mai ist Julia Pfeiffer-Schlichting auf Vorschlag von Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne) im Amt. Sie bringt langjährige Erfahrung und Fachkenntnis im Tierschutz mit. Trotzdem ist die Personalie umstritten, angeblich kam die 46-Jährige auf unsauberem Weg an ihren Posten.
Der Tierschutz begleitet Pfeiffer-Schlichting schon ihr ganzes Leben. Aufgewachsen in einem Tierarzthaushalt, immer umgeben von Tieren, hat die promovierte Tierärztin für öffentliche Veterinärmedizin schon in jungen Jahren Literatur zu Tierverhalten gelesen.
Pfeiffer-Schlichting ist Grünen-Stadträtin in Bad Bevensen und Mitgründerin des Vereins „Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft“. Der fordert einen „Systemwechsel hin zu regionaler, naturerhaltender Landwirtschaft in bäuerlichen Strukturen“, besonders in der Nutztierhaltung. Ihr Amt als Pressesprecherin des Vereins hat sie nun niedergelegt, sie möchte klar trennen. „Man muss schauen, welchen Hut man auf hat“, sagt sie.
Kurz nach ihrem Amtsantritt erhob das landespolitische Magazin Rundblick Niedersachsen den Vorwurf, Pfeiffer-Schlichting sei unter Missachtung der Ausschreibungs- und Bewerbungsregeln auf den Posten gehievt worden. Es geht darum, dass sie erst zum 1. April vom Landkreis Lüneburg ins Ministerium gewechselt war, als Vize-Referatsleiterin für Futtermittelüberwachung.
Der Posten der Landestierschutzbeauftragten ist laut Rundblick jedoch nur ministeriumsintern und mit einer kurzen Frist von zwei Wochen im April ausgeschrieben worden. Im Raum steht der Verdacht, Pfeiffer-Schlichting sei ins Ministerium geholt worden, um sie dann auf die vakante Position der Landestierschutzbeauftragten zu befördern.
Für sie selbst war es eher eine Fügung, dass die Stelle gerade jetzt frei wurde: „Ich bin ins Ministerium gewechselt, weil ich es attraktiv fand, dort unter grüner Regierungsbeteiligung zu arbeiten“, sagt sie. Dann sei ihre Vorgängerin Michaela Dämmrich in den Vorruhestand getreten. „Die Ausschreibung kam für mich schneller als erwartet“, sagt Pfeiffer-Schlichting.
Zur Ausschreibung könne sie nichts sagen. Die Stelle sei frei geworden, sie habe sich beworben. „Ich habe bis zuletzt gebangt, da es mir wirklich viel bedeutet, diese Aufgabe zu übernehmen“, beschreibt sie den Bewerbungsprozess. Finanziell war die Beförderung keine Verbesserung, vergütetet wurde sie bereits vorher nach Besoldungsgruppe A16.
In ihrer Arbeit will sie sich auch Input von außen holen. „Ich will ein Netzwerk zwischen den Tierschutzorganisationen, der Tierhaltung und der Wissenschaft aufbauen und die Tierschutzbildungsarbeit ausbauen.“ Am Herzen liegen ihr das Verbot von Tiertransporten in Hochrisikoländer sowie bessere Haltungsbedingungen. Jonas Kähler
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