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das portraitHolger Fricke zieht für „Bürger in Wut“ in die Bürgerschaft

Holger Fricke ruft direkt zurück. Auf Bitte der taz erklärt der Journalist, was er will als zukünftiger Abgeordneter der Bremischen Bürgerschaft für die „Bürger in Wut“. 9,4 Prozent bekamen die Rechtspopulisten bei der Bremer Landtagswahl am Sonntag. Damit werden sie mit zehn Personen erstmals als Fraktion in die Bürgerschaft einziehen.

Holger Fricke erzählt, wie ihn der Gründer der Wutbürger, der ehemalige Polizist Jan Timke, gefragt hatte, ob er kandidieren wolle, sie kannten sich aus Interviews. „Ich habe eine Nacht drüber geschlafen, dann habe ich zugesagt. Ich bin ja ein wertkonservativer Typ.“ Nur als Spitzenkandidat wollte er nicht antreten, dafür habe ihm die Erfahrung gefehlt, sagt er. „Ich kenne die politische Arbeit ja nur als Berichterstatter.“

Unter seinem Geburtsnamen Bloehte hat der 63-Jährige für die Bremer Bild-Zeitung gearbeitet, seit 1991 erst als freier Fotograf, zuletzt als Chefreporter, wie er sagt. Ein Unternehmenssprecher des Axel-Springer-Verlags schreibt der taz, Bloehtes befristetes Beschäftigungsverhältnis habe zum 30. April regulär geendet. Bis dahin sei er mit vier bis fünf Tagen im Monat geringfügig beschäftigt gewesen.

Geschrieben hat Bloehte – den seine Bild-Kolleg:innen auch Blöthe, Blöhte oder Bloethe schreiben – über alles Mögliche: eine Ratten­plage auf einem Spielplatz, eine Vergewaltigung, eine Ausstellung von erotischen ­Fotos. Zwischendurch auch Artikel über krimi­nelle Geflüchtete. Bloehte zitiert darin Jan Timke, der seit 2008 als Einzelabgeordneter im Parlament sitzt, mit Ausnahme der Jahre zwischen 2017 und 2019, als die „Bürger in Wut“ mit drei Männern im Parlament ­vertreten waren.

In einem Artikel geht es um Messerangriffe. Bloehte schreibt: „Über die Hälfte der Messerstecher sind Flüchtlinge oder Migranten, sie stammen häufig aus der Türkei, Syrien, Marokko, Algerien und Rumänien.“ Dann zitiert er Jan Timke: „Ich fürchte, dass viele der Täter mit deutschen Pässen ebenfalls einen Mirgrationshintergrund haben. Besonders Männer aus dem arabischen Raum bewaffnen sich oft aufgrund einer übersteigerten Männlichkeit.“

Er lebe zwar in seinem Stadtteil Schwachhausen in einer sicheren „Blase“, sagt Bloehte, aber ihn treibe das Thema „Geflüchtete“ um. „Wir sind überrannt worden“, und wenn die Zuwanderung nicht gestoppt werde, drohe „gesellschaftlicher Unfrieden“. Er betrachtet das Thema ausschließlich aus der Perspektive der inneren Sicherheit, es geht nur um Kriminalität. „In den 90er-Jahren hatten wir das ja auch schon“, erzählt er, „damals kamen die Kurden aus der Türkei und haben hier Drogen verkauft, die Junkies sind reihenweise gestorben“. Das Problem habe sich von selbst erledigt, sagt er, die einen seien zurückgegangen und die anderen hätten sich integriert.

In der Bürgerschaft würde er sich daher am liebsten mit diesem Thema beschäftigen und mit Kultur, sagt er. Eine inhaltliche Nähe zur AfD kann er nicht erkennen: „Wir haben keinen rechten Flügel.“ Die Wäh­le­r:in­nen sehen das offenbar anders. Überproportional viele wanderten von der AfD, die nicht zur Wahl zugelassen wurde, zu den Wutbürgern. „Dafür können wir ja nichts“, sagt er. Bei allem ist er ganz freundlich. Twitter habe er verlassen, sagt er. „Das wurde mir zu böse.“ Eiken Bruhn

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