das portrait: Die Corona-Maskegibt’s nicht in Bremer Klassenräumen
Der „medizinische Mundnasenschutz“, kurz OP- und FFP-Maske, hat sein natürliches Habitat quasi überall. In Bus und Bahn, Geschäften, Wegen vom Sitzplatz im Café zur Toilette und natürlich in Schulen. Nein, halt, dort gerade nicht, also jedenfalls nicht in Bremer Schulen, genauer in Bremer Klassenzimmern und in Grundschulen auch nicht auf dem Flur und anderen gemeinschaftlich genutzten Räumen.
Damit kocht Bremen mal wieder sein ganz eigenes Süppchen. Denn die Maskenpflicht im Unterricht hatten einige Bundesländer zwar erst im Oktober wieder abgeschafft, dann aber flugs reinstalliert, als die Inzidenzen stiegen. In Schleswig-Holstein etwa gilt sie seit Montag wieder, nachdem sie drei Wochen ausgesetzt war. Bremen hatte damit nach den Sommerferien gar nicht erst wieder angefangen.
Derzeit setzen nur Nordrhein-Westfalen und Thüringen neben Bremen auf oben-ohne, wobei diese Information wohlgemerkt ohne Gewähr ist, man kommt ja kaum hinterher vor lauter eilig angepassten Corona-Verordnungen.
Jaha, könnte man denken, in Bremen tut das vielleicht auch nicht not, die Hansestadt ist schließlich die Impfstreberin der Nation, gibt es dort doch Impfquoten wie in Island und Spanien mit fast 80 Prozent vollständig Geimpfter. Aber es sind auch in Bremen anteilig sehr viel mehr Kinder mit dem Corona-Virus infiziert als Erwachsene. In der vergangenen Kalenderwoche lag die Inzidenz bei den 10- bis 14-Jährigen – der seit Monaten am stärksten betroffenen Altersgruppe – bei 500.
Gut, in Sachsen lag sie im gleichen Zeitraum bei 2.594 und in Bayern bei 1.211, aber gering ist die Bremer Inzidenz bei den Kindern nun auch nicht. Und die 206 infizierten Schüler:innen an allgemeinbildenden Bremer Schulen, die das Bildungsressort am Freitag auf seiner Homepage vermeldet hatte, mögen hoffentlich nicht schwer erkrankt sein, tragen aber dazu bei, dass die Seuche sich weiter ausbreiten kann.
Auf Nachfrage der taz, wie Bremen es mit den Masken halte, sagte die Sprecherin der Bildungssenatorin am Montag: „Wir diskutieren das.“ Das heißt: Mit der Gesundheitssenatorin. Deren Sprecher formulierte es gewählt diplomatisch: „Wir sehen aus epidemiologischer Sicht die Vorteile der Maskenpflicht im Unterricht“. Eiken Bruhn
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