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das portraitMadita Kosch stellt sich Männern auf dem Eis entgegen

Eiskunstlaufen kann man beim Roll- und Eissport-Verein (REV) Bremerhaven auch. Für Madita Kosch ist das aber nichts. Die 19-Jährige liebt es zwar, auf Schlittschuhen über das Eis zu gleiten, aber Schläger und Puck dürfen dabei nicht fehlen. Und weil Eishockey ihre große Leidenschaft ist, spielt sie gleich in zwei Mannschaften. Beim REV-Bremerhaven läuft sie nicht nur für die Frauen-Mannschaft, sondern auch für die U20-Jugend auf – als einzige Frau im Team.

Das bedeutet: Sechs Trainingseinheiten in der Woche plus Spiele am Wochenende. So viel körperliche Herausforderung ist für die junge, ehrgeizige Stürmerin aus Osterholz-Scharmbeck genau das Richtige. Um das Corona-Ansteckungsrisiko im Verein zu reduzieren, muss sie zurzeit allerdings ein bisschen kürzer treten und darf nur in einem Team spielen.

Kosch hat dafür das Bundesliga-Team, die U-20 Mannschaft mit den Jungs, gewählt. „Da werde ich einfach mehr gefordert. Der Sport ist natürlich für alle Freizeit, aber der Wille zum Eishockey ist größer als bei den Frauen“, sagt Kosch. Innerhalb der Mannschaft fühle sie sich wohl. Einen Nachteil als einzige Frau im Team gebe es nicht. Probleme machten, wenn überhaupt, nur die gegnerischen Mannschaften. „Manchmal sind die Gegner mir gegenüber zurückhaltender, so nach dem Motto ‚Vorsicht, Mädchen!‘“, sagt Kosch. In ihren Augen ist das völliger Unsinn: „Ich stelle mich ja schließlich nicht aufs Eis, um nicht mitzuspielen.“

Auch bei den Frauen hat sie schon in der Bundesliga gespielt. In der Saison 2018/19 trat sie mit einer Doppellizenz nicht nur für den REV Bremerhaven, sondern auch für die Hannover Lady Indians an. Gefallen hat es der Gymnasiastin dort aber nicht. Das Mannschaftsgefühl habe gefehlt: „Es gab diejenigen, die schon immer da waren, und die, die von außen dazu kamen. Das war keine richtige Mannschaft und dann ist es für mich kein Eishockey“, sagt Kosch.

In Bremerhaven spielt sie nun schon ihre siebte Saison. Als Erste in der Familie hat Kosch mit neun Jahren gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder in Bremen mit dem Eishockey angefangen. Drei Jahre später ging es dann nach Bremerhaven. So hat sie den Eishockeysport in die Familie gebracht und ist damit für ihre sieben Geschwister ein Vorbild. Sie haben fast alle irgendwann mal Eishockey gespielt, allerdings nicht so ehrgeizig wie ihre Schwester.

Kosch träumt von einem Platz in der Nationalmannschaft. Obwohl die 19-Jährige dort schon einmal an einem Turnier teilgenommen hat, sind ihre Hoffnungen auf einen Platz im Team nicht groß: „Die meisten spielen da schon seit der U16, sodass das Team spielerisch zusammengewachsen ist. Es ist schwer, da später reinzukommen“, sagt Kosch. Entmutigen lässt sie sich aber nicht: „Mein Ziel ist es einfach, beim Eishockey dabei zu bleiben und so gut wie möglich zu sein“. Marie Gogoll

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