das portrait: Rainer Glaapwill der Kultur ins Netz helfen
Von Anastasia Trenkler
Eigentlich wollte Rainer Glaap reisen: ein paar Wochen nach Berlin, Paris und München. 2020 sollte das erste aufregende Jahr seiner Rente werden – dann kam Corona. „Nun sitze ich also zu Hause und mache mir Gedanken“, sagt der 63-Jährige.
Und das fällt dem Bremer sicher nicht leicht: Noch im vergangenen Jahr arbeitete der studierte Theaterwissenschaftler in der IT-Branche – zuletzt in einem Ticketing-Unternehmen. Nebenbei schreibt er Zeitschriftenbeiträge über Theater, unterrichtet, engagiert sich in Vereinen und geht regelmäßig ins Theater und in die Oper.
Quarantäne ist nicht sein Ding. Zu Hause verbringt er viel Zeit vor dem Computer, denn trotz seines Geburtsjahres 1956 bezeichnet sich Glaap als Digital Native. Vergangene Woche ist er im Netz auf den #WirVsVirus-Hackathon und den damit verbundenen Ideenwettbewerb der Bundesregierung gestoßen. Hackathons sind Treffen von IT-Interessierten, die sich mehrere Tage lang mit der Entwicklung neuer Software beschäftigen.
In diesem Jahr fand das Treffen wegen der Coronakrise digital statt und widmete sich keinem Computervirus, sondern Covid-19. „Gesucht wurden digitale Lösungsansätze für Probleme der Coronakrise“, sagt Glaap. „Da fiel mir ein altes Konzept von mir ein, das ich wieder aufleben lassen wollte.“ Seine Idee: ein Streaming-Portal für Kulturbeiträge im Netz. „Im Moment finden sich auf unterschiedlichsten Kanälen Listen von Streaming-Angeboten aller möglichen Kulturbetreiber“, sagt Glaap. „Aber es gibt noch kein Konzept, das alle zusammenführt.“ Das habe er vor Jahren umsetzen wollen. „Nur bin ich damit damals gescheitert.“
Nun kam Glaap mit seiner Idee prompt in die Wochenendauswahl für den Hackathon. Zwei Tage lang haben etwa 42.000 Menschen an digitalen Lösungsansätzen für Bereiche wie das Gesundheitswesen oder die Lebensmittelversorgung in Zeiten von Corona gearbeitet. Für Glaaps Idee fanden sich bald zwölf Menschen, die gemeinsam mit ihm einen Prototypen für die Onlineplattform und ein Pitchvideo bastelten.
„Das war großartig: Zu Beginn kannten sich die meisten gar nicht – wir haben uns ja erst am Freitag im Netz kennengelernt“, sagt Glaap. „Es war ein wirklich tolles, aber auch anstrengendes Arbeitswochenende.“ Ihr Vorschlag „GetYourStream“ ist nur eine von insgesamt 800 Ideen, die eine Fachjury nun prüft, um die Gewinner:innen im Anschluss bei der Realisierung ihrer Projekte zu unterstützen. Glaap freut sich schon jetzt: „Egal wie es ausgeht: Diese 48 Stunden waren eine großartige Erfahrung.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen